Auch wenn der Wettergott aktuell den Winter eher auf Standgas fahren lässt, so stehen während den Wintermonaten viele Unterrichtsthemen auf dem Programm die einem den Gang zur Übung schwer machen. Prickelnde Überschriften wie Unfallverhütung, Erste-Hilfe-Wiederholung oder Vorbeugender Brandschutz lassen oft nichts Gutes verheißen.
Das Schlimme daran, diese Themen sind ja eigentlich wichtig, aber trotzdem sind für viele Feuerwehrleute solche Unterrichte der Innbegriff von Langeweile. Allerdings kommt es gar nicht so sehr auf das Thema drauf an, sondern wie man es im Unterricht verpackt Glaubt Ihr nicht? Dann mal ein Beispiel aus der Flugbranche: Jeder von Euch ist wahrscheinlich schon des Öfteren in einem Flugzeug gesessen. Je häufiger man das macht, desto weniger achtet man auf die Sicherheitsunterweisung die von den netten Damen und Herren Flugbegleiter am Anfang eines Fluges erläutert werden. „Kennt man ja alles schon“, ist sowieso „immer das Gleiche“ und „mich betrifft es ja sowieso nicht, weil nix passiert“.
Wie man aber trotzdem aus einem Gähn-Thema einen Reißer machen kann, zeigt die US Fluggesellschaft Virgin America. Die haben ein Video zu dem wohl langweiligsten Thema in der Luftfahrt gemacht. Es geht um die Sicherheitsunterweisung der Fluggäste. Wie das ganze aussieht könnt Ihr hier direkt anschauen:
Leider gibt’s das Filmchen nur in Englisch, aber auch wenn man nur die Bilder anschaut und nicht alles vom Text versteht, wird schon klar worum es geht. Ein Blick auf die Klickzahlen des Videos zeigt, dass über acht Millionen Menschen das Sicherheitsvideo gesehen haben. Übrigens ganz freiwillig und ohne in einem Flugzeug zu sitzen. Natürlich hat das Video ein Marketingbudget, was weit unsere Möglichkeiten als Feuerwehr übersteigt, es zeigt allerdings, dass nicht ein langweiliges Unterrichtsthema das Problem ist, sondern wie man es gestaltet und rüberbringt.
Aus dem Grund hier mal ein paar Ideen die mir bei Vorträgen gut gefallen haben vermeintlich langweilige Themen für die Zuhörer aufpeppt.
1. Sei vom Thema überzeugt, das Du vorträgst
Schon oft habe ich erlebt, dass Leute bei der Feuerwehr ein Thema präsentieren und sich hierfür entschuldigen. „Wir müssen das halt machen“ „Ich schau das es schnell vorbei ist“, sind Einstiege mit denen man jeden noch so motivierten Zuhörer abschreckt. Egal wie übel das Thema erscheint, überlegt Euch etwas, was den Leuten bringt und seid überzeugt von dem was Ihr erzählt. Wenn nicht Ihr Euer eigenes Thema und den Vortrag cool findet, wie soll er dann die Zuhörer begeistern?
2. Videos sind Dein Freunde
In Zeiten von YouTube gibt es zu jedem Thema ein Video das Dinge veranschaulicht. Sucht einfach dort nach Beispielen die zum Unterricht passen und Eure Zuhörer werden sich diese Videos viel eher einprägen wie endlose Listen mit trockenen Aufzählungspunkten was man alles beachten soll. Schaut vor allem auch nach englischsprachigen Schlagwörtern, da die Amis videobegeistert sind und viele Einsätze mit der Kamera festhalten und hochladen. Bei YouTube dann auch immer einen Blick auf die rechte Seite der Website werfen, da dort Videos eingeblendet werden die ähnlich zu dem sind was Ihr euch gerade anschaut. So kommt man dann zu einer guten Auswahl an Filmen.
3. Bewegung hat noch keinen Geschadet…
…vor allem nicht wenn man schon ewig als Zuhörer rumsitzt und mit der Müdigkeit zu kämpfen hat. Hier kann man Abwechslung in den Vortrag bringen indem man die Jungs und Mädels auch mal bewegen lässt. Guter Zeitpunkt hierfür ist die Mitte des Vortrags. So kann man beispielsweise Fragen stellen die man bereits in der ersten Hälfte des Unterrichtes angesprochen hat. Alle die für die Antwort „ja“ sind gehen in die linke Ecke des Raumes, die „nein“ Leute in die Rechte. So hat man etwas Bewegung, die Sinne werden wieder wacher und Spaß macht es auch noch. Die Antworten sollte man dann diskutieren in dem die Ja- und Nein-Leute Ihre Antwort begründen. Wenn man das fünf bis zehn Minuten macht sind alle wieder wach.
4. Mit Action & Stress vergeht die Zeit wie im Flug
Wann immer es möglich ist müsste Ihr den Wettkampfgeist aus den Leuten heraus kitzeln. Gerade Feuerwehrleute sind ja im Gegensatz zu anderen Freizeitbeschäftigungen recht actionorientiert. Bevor man gelangweilt ums Feuerwehrfahrzeug wandert um Gerätekunde zu machen, sollen zwei Gruppen gegeneinander bestimmte Geräte auf Zeit aus dem Fahrzeug holen. Anschließend können die Leute dann gleich selbst das Gerät erklären. Auch hilft es Leute künstlich unter Zeitdruck zu setzen. So muss beispielsweise beim Erste-Hilfe Kurs die Rea in vier Minuten erfolgreich abgearbeitet sein, oder das Atemschutzgerät muss in 90 Sekunden komplett angelegt werden. Diese Beispiele kann man endlos fortführen, in zwei Minuten die Absturzsicherung anlegen, in 30 Sekunden ein Fluchthaube anlegen und so weiter und so fort. Das alles ist um Welten spannender wie 30 Leute die zuschauen wie einer allein eine Fluchthaube anlegt. Mit solchen Zeitdruck Spielchen schaff Ihr es nicht nur, dass die Zeit schneller vorüber geht, sondern die Leute handeln auch unter Stress im Einsatz sicherer.
5. Konkrete Beispiele statt abstrakte Themen
Wann immer es möglich ist, verwendet konkrete Beispiele statt abstrakte Themen. Idealerweise aus Eurer Feuerwehr oder Umgebung. Hilfreich sind hierzu Fotos, Unfall- oder Zeitungsberichte die jedem dann doch schnell klar machen, dass wir uns nicht nur über theoretische Dinge unterhalten, sondern dass diese leider auch passieren und uns selbst treffen können. Auch Einsatzbeispiele von anderen Feuerwehren eignen sich ideal um Praxisbeispiele durchzusprechen und in der Gruppe zu diskutieren. Garniert mit ein paar Einsatzbildern wird es für alle anschaulicher. Einfach beginnen mit „Stellt Euch vor Ihr seid Angriffstrupp vom HLF und findet die folgende Lage vor…“. So bindet man die Zuhörer ein und kommt auch noch auf interessante Lösungsvorschläge.
6. Verwende Präsentationen nicht, um die Leute einzuschläfern
Falls Ihr euren Unterricht mit einer Präsentation garniert, nutzt die um den Unterricht zu verbessern, nicht um die Leute mit Text zu überfrachten. Versucht pro Folie nur soviel Aussagen draufzupacken, wie Ihr auch mit Bildern anschaulich darstellen könnt. Hier mal ein Beispiel aus dem Bereich Social Media (Social Media = Facebook, Twitter, YouTube, etc.). Die erste Folie hat denselben Inhalt wie die zweite. Der Unterschied ist nur, dass die zweite Folie mit Schlagwörter und Bilder arbeitet. Eure Zuhörer können auch dadurch viel besser Folgen und prägen sich Dinge besser ein. Eine Vielzahl von Bildern mit denen Ihr Eure Präsentation aufpeppen könnt findet Ihr bei istockphoto, Fotolia oder Pixelio. Eine weitere Möglichkeit ist die Google Bildersuche. Noch keine gute Idee wie man die Präsentation gestalten soll? Dann schaut Euch mal bei Slidehare um.
7. Setzt Schwerpunkte
Kein Mensch von uns kann einem 1,5 Stunden langen Unterricht folgen, sich alles Merken und in zwei Monaten sicher anwenden. Überlegt Euch daher inhaltliche Schwerpunkte für Euren Vortrag und geht auf diese Punkte intensiv ein. Nur so habt Ihr eine Chance, dass bei den Kameraden und Kollegen auch etwas hängen bleibt. Jeder hat schon mal von den neun Gefahren der Einsatzstelle gehört (Atemgifte, Angstreaktion, etc.). Wenn ich beschließen, dass dies der wichtigste Inhalt ist, den die Leute nach dem Unterricht mitnehmen sollen, darf das nicht nur eine Folie auf der die Gefahren stichpunktartig aufgezählt sind. Schon beim Verlassen vom Unterrichtsraum kann sich kein Mensch mehr daran erinnern. Pflückt das Thema auseinander, bringt zu jedem Punkt Video- und Bildbeispiele und zeigt den Leuten immer wieder das Schema. Eure Zuhörer können sich vielleicht nicht mehr an den einen oder anderen Punkt vom Schema erinnern, aber bestimmt sind noch ein paar Bilder und Videos hängen geblieben. Natürlich schafft Ihr so nur einen Bruchteil, wie wenn Ihr viele Folien mit Stichpunkte runterrattert. Lieber gehen Eure Kameraden aber mit 20 % Wissen aus dem Unterricht raus, wie mit 0 %, dann nämlich wenn gar keiner mehr zuhört.
8. Gebt Euren Zuhörern etwas mit auf dem Weg nach Hause
Wenn der Unterricht fertig ist sollte man den Leuten noch ein Handout mitgeben. Maximal 1-2 Seiten fassen nochmal die wichtigsten Punkte aus Eurem Unterricht zusammen. So können sich die Zuhörer die Themen nochmal durchlesen. Dadurch prägt man sich die wichtigen Punkte sich viel besser ein, wie wenn man es nur einmal gehört hat. Und auch vier Monate später können Eure Kameraden nochmal ein Blick aufs Handout werfen, wenn ihnen manche Dinge entfallen sind.
Viel Spaß bei Euren Vorträgen
Wenn Ihr Ausbilder seit haben diese Ideen und das Video von Virgin America Euch hoffentlich so motiviert, dass Ihr Euch Gedanken macht wie man langweilige Themen doch richtig gut und spannend aufpeppen kann. Und das Wichtigste: die Kameraden nehmen auch etwas mit und prägen sich die Dingen ein, genau das sollte das Ziel sein. Habt Ihr sonst noch Ideen wie man Feuerwehr Unterrichte spannender gestalten kann, dann schreibt einfach einen Kommentar mit Euren Ideen.