Innenraumerkundung beim Verkehrsunfall, mit Überraschungen rechnen
Ein Fall aus Marktoberdorf zeigt, wie wichtig es ist eine gründliche Innenraumerkundung beim Verkehrsunfall durchzuführen.
Junge Gruppenführer lernen die Erkundung an den Feuerwehrschulen bis zum Umfallen. Bei allen möglichen und unmöglichen Einsatzszenarien werden diverse “Fallen” eingebaut, die man erstmal erkennen muss. Nun, sind das wirklich “Fallen” oder hat es vielleicht einen ähnlichen Fall doch schon mal gegeben? Ein Verkehrsunfall der Feuerwehr Marktoberdorf zeigt, dass auf den ersten Blick sehr übersichtliche Situationen doch noch genügend Spielraum für Überraschungen haben.
Eine PKW stieß auf der dortigen Bundesstraße frontal in einen LKW. Wenn Ihr Euch die Bilder anschaut seht Ihr, dass das Fahrzeug sehr stark deformiert ist und teilweise unter dem Fahrerhaus steckt. Ist es schon schwer genug zu erkunden wieviele Personen überhaupt im Fahrzeug waren, wird es bei der Erkundung nach möglichen Gefahrenquellen noch viel schwieriger bis unmöglich. So wie in diesem Fall. Nachdem die Marktoberdorfer Feuerwehrkräfte den PKW herausgezogen hatten, wurde die Bergung des tödliche verunglückten Fahrers eingeleitet. Dazu musste mit dem Rettungszylindern der Frontbereich des Fahrzeugs weggedrückt würden. Während diesen Arbeiten kam auf dem Beifahrersitz eine fünf Kilogramm Propangasflasche zum Vorschein.
Was lernen wir daraus? Eine gründliche Erkundung auch im Fahrzeug ist enorm wichtig um die Verunfallten und unsere Einsatzkräfte vor gefährlichen Ereignissen zu schützen. Auch wenn in diesem Fall die Gasflasche nicht erkennbar war, so neigt man doch als Feuerwehrler sich auf die Verletzten zu konzentrieren, was ja auch erstmal nicht das Schlechteste ist. Aber der Gruppenführer sollte nach der Ersterkundung, ruhig nochmal eine zweite Runde starten und dann auch Bereiche genauer anschauen die schlecht einsehbar sind. Dazu gehören aus meiner Sicht:
- Fußräume und die Stauräume unter den Sitzen
- Handschuhfach
- Kofferraum
Zudem zeigt das Einsatzbeispiel wie wichtig es ist, seine Standards durchzuziehen. Auch wenn kein Benzin oder andere Betriebsstoffe auslaufen, es in Strömen regnet und man die Vorkehrungen die letzten 100x nicht gebraucht hat. Es gibt immer wieder Einsatzszenarien die wir nicht abschätzen können und da ist es dann doch gut, wenn man noch was in der Hinterhand hat und auf Nummer sicher geht.
Wie schaut es bei Euch aus, hattet Ihr auch schon Verkehrsunfälle bei denen während des Einsatzes Gefahren aufgekommen sind die zuvor nicht ersichtlich waren?
Böse Falle!
Leider glaube ich kaum, dass der Unfall einfach passierte und auch
dass die Gasflasche zufällig dort stand.
Trotz der Tragik, solche Fotos sind gute Beispiele zur Ausbildung.
Nicht nur der Führungskräfte.
Mit hoher Geschwindigkeit frontal gegen einen LKW UND eine 5 kg Propangasflasche im Auto riecht förmlich nach Suizid.
Wir hatten vor Jahren mal einen Einsatz (Mercedes auf glatter Straße frontal gegen das Räumschild eines Winterdienstfahrzeugs –> Winterdienstfahrzeug kaum beschädigt, Mercedes völlig zerstört), da entdeckten wir im Laufe des Einsatzes plötzlich noch eine Beifahrerin, die trotz sorgfältiger Erkundung vorher nicht zu sehen war.
Sowas kann ganz böse enden und zeigt, wie wichtig eine sorgfältige Erkundung ist.
Allerdings finde ich es nicht richtig, hier in den Kommentaren, über einen möglichen Suizid zu spekulieren. Ohne die näheren Einzelheiten zu kennen, sollte man sich kein Urteil erlauben und einem womöglich tragischen Unglück einen Vorsatz unterstellen.