Tag der offenen Tür Feuerwehr Ismaning
Langweilig wird feuerwehrbegeisterten im Münchner Umland sicherlich nicht. Nahezu im wöchentlichen Rhythmus findet in der Umgebung eine Veranstaltung statt. So war vergangenes Wochenende Tag der offenen Tür bei der FF Ismaning. Die Gemeinde mit knapp 15.000 Einwohnern nordöstlich von München ist durch die hohe Zahl von Medienunternehmen dem einen oder anderen sicherlich ein Begriff.
Netterweise hat die FF Ismaning eine ausführliche E-Mail geschrieben in der auf bestimmte Punkte meines Artikels eingegangen wird. Ihr findet die entsprechenden Ergänzungen in Kursivschrift.
Ca. 200 Einsätze müssen die Ehrenamtlichen der Feuerwehr Ismaning jährlich leisten. Dank vieler Beschäftigter im Bauhof gibt es aber auch in der Tagesverfügbarkeit keine Probleme. Nachwuchsmangel kennt man hier auch nicht, da Ismaning eine von wenigen Freiwilligen Feuerwehren ist die keine eigene Jugendfeuerwehr hat.
Feuerwehrvideo
Außerhalb der Norm
Für Einsätze stehen den Wehrleuten neun Fahrzeuge zur Verfügung. Das neueste im Stall ist ein KdoW auf einem VW T5 Fahrgestell der 2005 (Baujahr 2004) Feuerwehr-Ismaning-beschafft worden ist. Ein Sonderstatus bei einer freiwilligen Wehr stellt das TLF 48/60 dar. Es wurde ohne jegliche Länderfinanzierung beschafft und dient vor allem dazu, bei den sehr teuren Anlagen der Medienunternehmen entsprechende Löschmittel an der Einsatzstelle verfügbar zu machen (z.B. 480 kg Co2).
Ein weiteres Fahrzeug das aus der Rolle fällt ist das HLF 24/20. Zur Erhöhung des Stauraums wurde auf zwei Plätze im Mannschaftsraum verzichtet womit sich die Besatzung auf 1/6 reduziert. Allerdings wird diese Fahrzeug nicht als LöschGRUPPENfahrzeug sondern Hilfeleistungslöschfahrzeug bezeichnet und trägt daher auch die Funkrufnummer “Feuerwehr-Florian Ismaning 49/1”. Auf dem Gruppenführerplatz ist ein zusätzliches Atemschutzgerät verlastet um bei bestimmten Lagen zur Erkundung vorzugehen. Abgesehen von Sondereinsätzen wie U-Bahn oder Tunnelbränden (Stoßtrupptaktik) ist dieser Einsatz aber sehr kritisch zum sehen. Bei der Berufsfeuerwehr München wird die Stoßtrupptaktik angewendet um bei Entstehungsbränden in unterirdischen Anlagen ohne Zeitverzögerung das i.d.R. kleine Feuer zu bekämpfen. Hierbei wird zusammen mit dem Gruppenführer als Staffel (1/5) vorgegangen. Zudem wird auf die Wasserversorgung der Tunnelanlage zurückgegriffen. Diese Einsatztaktik wird aber nur angewendet wenn an der Oberfläche keine Rauchentwicklung festzustellen ist.
Dient das Atemschutzgerät aber zur alleinigen Erkundung der Einsatzstelle, stellt dies das komplette Einsatzschema auf den Kopf. Ist der Gruppenführer selbst im Einsatz kann er nicht mehr die Gruppe führen. Zudem ist er wohl genug mit sich selbst beschäftigt da er als Einzeltrupp ohne Löschgerät in ein verrauchtes Gebäude geht. Hinzu kommt, dass m.E. die Gesamtlage (Objekt mit Rückansicht, Auskunftspersonen suchen, weitere Fahrzeuge positionieren, nachalarmieren) wichtiger ist, wie festzustellen, dass nur ein Kochtopf brennt. Diese theoretischen Gedanken müssen natürlich auch durch Praxiserfahrung untermauert bzw. widerlegt werden. Es wäre zu Begrüßen wenn die Feuerwehr Ismaning hierzu nach einer Testphase einen Erfahrungsbericht veröffentlicht.
- Laut der FF Ismaning soll der Gruppenführer mit Pressluftatmer (PA) nicht tief ins Gebäude vordringen sondern lediglich zur Erkundung auch leicht verrauchte Bereiche begehen können.
- Der PA für den Gruppenführer dient derzeit zur Erprobung. Aus wirtschaftlicher Sicht möchte man erst mit diesem Prototyp Erfahrungen sammeln bevor umfangreiche Umbaumaßnahmen bei vorhandenen und zukünftigen Fahrzeugen erfolgen.
- I.d.R. wird in Zugstärke ausgerückt, somit können Einsatzleiteraufgaben (Positionierung der Fahrzeuge, Nachalarmierung) vom Zugführer übernommen werden.
VU mit eingeklemmter Person
Als Einsatzvorführung wurde ein Verkehrsunfall gezeigt der mit HLF 24/20, RW2 und dem RTW der Nachbarrettungswache abgearbeitet wurde. Ein realistisch geschminkter Verletzter diente als Opfer in einem demolierten PKW. Nach Eintreffen übernahm der Rettungsdienst die Sichtung und Erstversorgung des Patienten von Seiten der FF Ismaning wurde der Brandschutz mit dem Schnellangriff sichergestellt und technisches Gerät zur Personenbefreiung vorbereitet. Nach Absprache mit dem Rettungsassistenten des BRK wurde das Fahrzeug unterbaut und das Fahrzeugdach abgenommen. Hierbei wurden zwei Rettungssätze parallel eingesetztFeuerwehr-Ismaning-P7090123ff.jpg was ich in dieser Form zum ersten Mal bei einer Einsatzvorführung gesehen habe. Zu beachten ist hierbei, dass nicht parallel sondern lediglich abwechselnd am Fahrzeug gearbeitet wird um durch Spannungen und Verwindungen das Fahrzeug nicht zu destabilisieren. Die FF Ismaning arbeitet schon seit längerer Zeit mit zwei Rettungssätzen parallel am Unfallwrack. Das Fahrzeug wird entsprechend stabilisiert und der Gruppenführer koordiniert die Arbeiten. Nach Abnahme des Daches erfolgte eine Stabilisierung des Patienten durch die Rettungsdienstkräfte und nachdem auch die Füße befreit worden sind wurde er fachgerecht aus dem Fahrzeug gerettet und in den RTW verbracht. Nach Abschluss der Vorführung konnten sich Interessierte das Unfallfahrzeug aus der Nähe anschauen.
Heißer Kochtopf
Neben der Einsatzvorführung wurde auch das Verhalten bei einem Fettbrand oder einer Personen in Flammen gezeigt. An einem Erste Hilfe Stand konnten Besucher sich über Herz-Lungen-Wiederbelebung, den AED (Automatischer Externer Defibrillator) und diversen Hilfsmittel zur patientenschonenden Rettung informieren. Ein weiterer Stand warb um neue Mitglieder in der FF Ismaning. Ein besonders nette Idee hier, jeder Feuerwehrangehörige hatte auf der ismaninger Ortskarte einen Stecknadelkopf. Somit konnten sich die Bürger informieren wie viele Feuerwehrleute in der Nachbarschaft wohnen. Aber auch die Kameraden von Ismaning selbst waren sehr proaktiv. Schon nach kurzer Zeit an einem Stand oder Fahrzeug kam ein freundlicher Feuerwehrkamerad der seine Hilfe und sein Fachwissen anbot.
Abgerundet wurde der Tag der offenen Tür noch durch einen Spritzparkour und Kasperletheater für Kinder sowie Essen und Trinken für die Erwachsenen. Schade war nur, dass lediglich eine Einsatzvorführung gezeigt worden ist. Der Zuschauermenge nach zu urteilen war das Interesse sehr groß und die Feuerwehr Ismaning hätte ihr Können sicherlich noch bei weiteren Einsatzszenarien unter Beweis stellen können. Neben der Einsatzvorführung stand am Nachmittag auch eine Feuerwehr Modenschau auf dem Programm.
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