Ausbilder für Rauchgasdurchzündungsanlagen 2: Ab in den Container

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Der erste enorm lehrreiche Kurstag endete mit dem Bezug des Zimmers in der Aktiv Welt Külsheim. Dabei handelt es sich um einen Freizeit- und Sportstättenbetrieb der sich ebenfalls auf dem ehemaligen Kasernengelände befindet. Neben Übernachtungsmöglichkeiten können auch die ehemaligen Bundeswehrsportstätten genutzt werden. Darüber hinaus verpflegt die Aktiv Welt Külsheim die Lehrgangsteilnehmer mit einer guten Frühstücks- und Mittagsessensauswahl.

In gemütlicher Runde mit allen Lehrgangsteilnehmern und Ausbildern wurde beim Abendessen in einem ortsansässigen Restaurant der Lehrgangstag Revue passieren gelassen und viele Feuerwehrgeschichten ausgetauscht. In Vorfreude auf den nächsten Tag und zu späterer Stunde ging es dann in den erholsamen Schlaf.

 

In die Teilnehmerrolle schlüpfen

Am zweiten Tag der Ausbilderkurses sollte es heiß werden, allerdings lernten wir nicht die Brandübungsanlage zu bedienen, viel mehr erlebten wir angehenden Ausbilder den Tag aus Sicht der Teilnehmer eines normalen Heißausbildungskurses. Dieses Vorgehen hat auch seine Gründe: Zum einen hatten wir dadurch die Chance noch mal komplett neu und unvoreingenommen in das Thema Heißausbildung einzusteigen. Des Weiteren wurden wir Teilnehmer somit alle auf ein einheitliches Wissensniveau gebracht. Auch konnte uns so das Fachwissen vermittelt werden, das wir uns in der Theorie schon am Vortag angeeignet hatten und die anderen Tage konnten wir uns komplett auf die Ausbildung als Ausbilder konzentrieren. Aber der wohl wichtigste Punkt der für die Teilnehmersicht spricht ist, dass es als Ausbilder von großem Vorteil ist zu wissen wie die Kursteilnehmer ein normales Heißausbildungsseminar erleben. Ich für meinen Teil fand diesen Tag darüber hinaus gelungen, da ich mir das Verhalten der Ausbilder an- und abschauen konnte und dieses als Orientierungshilfe für mich nutzen konnte.

Doch bevor es in die Übungsanlage ging, stand noch ein weiterer Theorieteil, Verletzungen und Unfälle während der Heißausbildung, auf dem Unterrichtsplan. Neben einer kleinen Wissensauffrischung über Vitalfunktionsprobleme wurden Verbrennungsverletzungen ausführlich behandelt. Darüber hinaus wurde intensiv auf die Rolle der Ausbilder als der wichtigste Sicherheitsfaktor in der feststoffbefeuerten Heißausbildung eingegangen. Neben regelmäßigen Abfragen des Befindens der Teilnehmer in der Anlage sollte auch vor und nach den Durchgängen eine Gesundheitsabfrage bei den Teilnehmern durchgeführt und dokumentiert werden. Im Weiteren wurde auch die vorzuhaltende Erste-Hilfe-Ausrüstung angesprochen, die neben einem erweiterten Erste-Hilfe-Set auch aus einem Automatischen Externen Defibrilator bestehen sollte. Zum Schluss dieses Teils wurde uns das Sicherheitskonzept von I.F.R.T erläutert, dass sogar einen objektbezogenen Rahmeneinsatzplan für das Trainingsgelände von I.F.R.T vorsieht, sowohl für Feuerwehr als auch Rettungsdienst.

Los geht es mit der Sicherheitsbelehrung

ifrt-kuehlsheim-1Nun wurde es ernst: Nach dem Anziehen der persönlichen Schutzkleidung erwartete uns ein vorbereitetes Trainingsgelände. In einer Art umgebautem Carport lagen für jeden Teilnehmer seine Atemschutzausrüstung sowie ein Schutzponcho bereit und für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr war auch gesorgt. Darüber hinaus standen Stühle für Vor- und Nachbesprechungen bereit und die gesamte Übungsinfrastruktur mit Schläuchen, Strahlrohren und der zuvor besprochenen Erste-Hilfe-Ausrüstung waren aufgebaut.

ifrt-kuehlsheim-2Doch auch dann ging es noch nicht ins Feuer. Zunächst stand eine Vorbesprechung an. In dieser wurde uns der Ablauf und Inhalt des kommenden Durchgangs erklärt. Anschließend fand eine Sicherheitsbelehrung statt. Dabei wurde zunächst auf den Sicherheitsbereich der Anlage eingegangen. ifrt-kuehlsheim-3Dabei handelt es zum einen um die Containeranlage selbst und die gefährlichen Bereiche um die Anlage herum. Dieser Bereich ist nur mit vollständiger Schutzausrüstung und nach Weisung der Ausbilder zu betreten. In dem Beobachtungsraum der Rauchgasdurchzündungsanlage fand dann die eigentliche Sicherheitsbelehrung statt. Dabei wurden die Fluchtmöglichkeiten aufgezeigt und auf das allgemeine Verhalten in der Anlage hingewiesen. Dazu gehört beispielsweise, dass das unaufgeforderte Aufstehen verboten ist. Auch wurden verschiedene Kommandos vereinbart und trocken geübt, damit diese dann im Durchgang sitzen. Das erste Kommando ist eine Frage und lautet „Alles in Ordnung?“. Dieses haben die Teilnehmer im Normalfall mit „Alles in Ordnung!“ zu beantworten und zeitgleich als Handzeichen den nach oben ausgestreckten Daumen zu zeigen. Im anderen Fall muss die Antwort „Nein!“ lauten und der Daumen muss nach unten zeigen. Hier greift nun auch ein weiterer Teil der Sicherheitseinweisung. Jeder Teilnehmer hat auch ein Auge auf seine direkten Nachbarn zu werfen. Sollte man dabei ein Problem bei einem Kameraden feststellen, so kann dieses zügig kommuniziert und behoben werden.

Ein weiteres Kommando lautet „Gruppe wechselt um!“. Dieses wird zunächst von allen Teilnehmern wiederholt und anschließend tauscht die Gruppe durch. Dabei wandern die beiden Teilnehmer die dem Brandraum am nächsten sind durch den Mittelgang ans Ende der Gruppe. Am Ende angekommen reihen sie sich nicht wieder auf ihrer Seite ein sondern wechseln auf die gegenüberliegende Seite. Dieses Tauschverfahren ist ein weiteres Sicherheitsmerkmal und soll die Teilnehmer und deren Ausrüstung vor einer zu starken thermischen Belastung schützen. Das beim Umwechseln die Seiten getauscht werden hat den Vorteil, dass somit einfacher garantiert werden kann, dass jeder Teilnehmer bei Strahlrohrübungen einmal dran kommt. Das letzte Kommando heißt „Gruppe verlässt den Container!“ und wird von dem Ausbilder mit einem dreimaligen Schlagen gegen die Containerwand begleitet. Auch dieses Kommando wiederholt wieder die gesamte Gruppe und verlässt daraufhin den Container durch die Flügeltüren.

Im weiteren Tagesverlauf absolvierten insgesamt vier Durchgänge, drei davon in der Rauchgasdurchzündungsanlage und einen Durchgang in der angeschlossen Übungsanlage.

Der erste Durchgang

Der erste Durchgang ist ein ruhiger Durchgang. Dabei steht das Erleben eines gesamten Brandverlaufs im Vordergrund. Dabei wird das Verhalten von sauerstoff- und brennstoffkontrollierten Bränden gezeigt und die Grenzen der persönlichen Schutzausrüstung vorgeführt.

Begonnen wird  mit dem Entzünden des Stützfeuers, das den Entstehungsbrand wiederspiegelt. Mit der Zeit wächst das Feuer und man sieht Wasserdampfbildung an dem Brandmaterial im Brandraum. Der Wasserdampf entsteht durch die vom Stützfeuer abgegebene Wärmeenergie und die daraus resultierende thermische Aufbereitung der Oberflächen im Brandraum. Nach dem die Feuchtigkeit aus dem Brandmaterial verdampft ist beginnt die thermische Zersetzung der brennbaren Oberflächen. Dieser Vorgang wird als Pyrolyse bezeichnet. Im Brandcontainer und im Beobachtungsraum bildet sich eine erste erkennbare Rauchschicht. Nach Anweisung des Türmannes, damit wird der Ausbilder an der Brandraumtür bezeichnet, kann nun ein Handschuh ausgezogen werden und mit der Hand vorsichtig in diese Rauchschicht gegriffen werden. Dabei fühlt man einen warmen Rauch, der teilweise noch Feuchtigkeit aus dem Brandmaterial enthält. Bei weiterer Beobachtung lässt sich das Ausgasen der Brennstoffe im Brandraum erkennen. Die Rauchschicht wird dabei immer massiver und durch die Schwerkraftströmung stellt sich ein thermisches Gleichgewicht ein. Dies lässt sich sehr gut in einem zwei Schichtensystem erkennen. ifrt-kuehlsheim-8Die obere Schicht, die sogenannte Überdruckschicht, besteht aus dem Brandrauch der durch seine Volumenzunahme einen Überdruck erzeugt. Die untere Schicht, ist die Unterdruckzone. Diese Zone ist rauchfrei, da sich das Feuer über diese Zone mit Sauerstoff versorgt. Im weiteren Brandverlauf kommt es zum Abbrennen der Rauchgase. Dies wird als Rauchgasdurchzündung ohne Druckanstieg bezeichnet und sorgt für eine weitere thermische Aufbereitung des Brandmaterials. Bei Beobachtung des Brandmaterials im Brandraum lässt sich nun eine massive Ausgassung erkennen bis es  schlussendlich zu einer Raumdurchzündung kommt, die den Vollbrand des Raumes bedeutet. Werden in diesen Phasen keine Löschversuche unternommen tritt nach geraumer Zeit die abklingende Brandphase ein. Dabei wird das Feuer stetig kleiner, aufgrund des weniger werdenden Brandstoffes.

Unterschiedliche Varianten des Brandverlaufs

Während des gesamten Brandverlaufs werden immer wieder unterschiedliche Aspekte des Brandverhaltens durch die Ausbilder gezeigt. Bei ausreichender Sauerstoffzufuhr bilden sich eine kleine Überdruck- und eine große Unterdruckzone aus. Das Feuer verbrennt dabei äußert sauber, was an einer deutlichen roten Flammenbildung und dem wenigen Brandrauch zu erkennen ist.

Wird die Luftzufuhr nun durch die Ausbilder verringert verschlechtert sich die Verbrennung. Das Feuer wird kleiner, die Rauchentwicklung nimmt zu und es bildet sich eine größere Überdruckzone aus. Während sich bei der ausreichenden Luftversorgung die Überdruckzone weit über den Köpfen der Beobachter knapp  unter der Decke des Beobachtungsraums bildet, senkt sich diese bei verringerter Sauerstoffzufuhr bis auf Kopfhöhe ab. ifrt-kuehlsheim-6Dabei merkt man als Teilnehmer eine deutliche Temperaturzunahme und in der Unterdruckzone kann man einen kleinen Luftsog spüren. Die kleiner gewordenen Flammen werden auch dunkler und man kann eine Zunahme von Brandgeräuschen hören.

Vergrößern nun die Ausbilder wieder Luftzufuhr, so stellt sich schlagartig wieder eine saubere Verbrennung ein und die Überdruckzone hebt sich wieder. Nach einer kurzen Wartezeit, in der man dem Feuer die Möglichkeit gibt sich wieder zu entwickeln, wird eine Sauerstoffunterversorgung des Brandes eingestellt. Dabei wird die komplette Luftzufuhr so weit wie es geht unterbrochen. Dabei fällt die Überdruckzone bis auf den Boden und es ist kaum noch eine Unterdruckzone zu erkennen. Die Flammen werden deutlich kleiner und sind kaum noch zu erkennen, allerdings nehmen die Brandgeräusche extrem zu. ifrt-kuehlsheim-7Die Beobachter spüren eine deutliche Temperaturzunahme und die Sicht ist vollkommen eingeschränkt, man sieht nur noch bis zum Sichtglas des Atemanschlusses. Gelegentlich schlagen sich auf dieser auch sichtbare Brandrauchpartikel ab, die von der unvollständigen Verbrennung herrühren.

Die Ausbilder führen die Situation in die vollständige Verbrennung zurück und zeigen zum Abschluss des Durchganges noch die Auswirkungen von Wasserdampf auf die Einsatzkräfte. Dazu wird im geschlossenen Brandraum mittels Hohlstrahlrohr großflächig Wasser auf die metallene Containerwand aufgebracht. Dabei entsteht eine Menge von Wasserdampf, die man als Teilnehmer deutlich durch eine massive Temperaturzunahme spüren kann.

Die anderen drei Durchgänge werde ich euch im nächsten Artikel vorstellen.

Über den Autor

martin-bicking-feuerwehrlebenMartin Bicking ist passionierter Feuerwehrmann. Mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr ein und ist seit 2006 in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn aktiv. Seminare und Veranstaltungen rund um das Thema Feuerwehr haben für Martin einen hohen Stellenwert. Durch feuerwehrleben.de möchte er den Erfahrungsaustausch unter Feuerwehrleuten fördern und ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Feuerwehrwissen zu erweitern

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