Drill Dich selbst
Bildquelle: istockphoto.com / paladex
Viele Feuerwehreinsätze sind stressig und mit hohem psychischem Druck verbunden. Da hilft es wenn man den Kopf frei hat um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nur ein paar Minuten nach jeder Übung oder während der Rückfahrt können helfen, Eure Handgriffe routinierter zu machen.
Zugegeben, ich habe mit Militär nicht viel am Hut. Es gibt aber einige Dinge die dort ähnlich wie bei der Feuerwehr laufen (sollten). Was das ist? Nun, man muss unter Stressbedingungen Standardabläufe sicher durchführe können. Viele Rekruten üben daher bis zum Erbrechen das Zusammenbauen ihrer Waffen. Ob nachts um eins, In der Kälte mit klammen Fingern oder mit geschlossenen Augen. Was erst mal tierisch auf den Keks geht hat bei genauerer Betrachtung nur einen Zweck: In allen (kritischen) Lebenslagen die Waffe sicher zu beherrschen.
Ich selbst bin bei diesen Standardsachen auch Perfektionist und ein großer Fan von dieser Drillausbildung. Das muss ja nicht gleich den faden Beigeschmack vom Bund haben, aber regelmäßige Kurzübungen zu bestimmten Routinetätigkeiten können einerseits Spaß machen und auch die Sicherheit unter Stress erhöhen.
Darüber hinaus kann man sich aber auch selbst drillen. Vor einigen Jahren hatte ich mal ein Schüsselerlebnis was mich zu diesem Selbstdrill bewogen hat. Es gab bei meiner damaligen Feuerwehr neue Helme was dazu führte, dass auch sämtliche Anbauteile wie beispielsweise die Visiere, ausgetauscht wurden. Bevor ich mich mi dem Ding auseinandersetzen konnte, kam es so wie es kommen musste. Nachts um drei gings raus zu einem schweren Verkehrsunfall. Bingo, fast die ganze Anfahrt waren die Mannschaft damit beschäftig das blöde Visier irgendwie an den Helm zu bekommen. Ist halt nicht so der Brüller, wenn die super duper Feuerwehr daher kommt aber nicht mal den Gesichtsschutz sauber an den Helm bekommt. Gott sei Dank war die Anfahrt recht lange und so haben wir es mit viel Gepopel geschafft die Helmvisiere dran zu bekommen. Mich hat das extrem genervt und die ganze Rückfahrt habe ich nichts anderes gemacht wie das Ding dauernd an- und abgebaut. Auch die folgenden Wochen bin ich nach jeder Übung kurz aufs Fahrzeug um das Ganze nochmal zu trainieren. Und voilá, auch wenn die anderen dachten ich habe einen Schuss, ich konnte nun das Visier auch bei völliger Dunkelheit in Sekunden anbauen.
Nach jeder Übung fünf schnelle Minuten oder bei der Rückfahrt vom Einsatzort, es gibt genug nutzlose Zeit die man sinnvoll mit solchen persönlichen Drillübungen füllen kann. Egal ob Anlegen des Atemschutzgerätes, Zusammensuchen der Gerätschaften für den Innenangriff, das Bedienen des Hohlstrahlrohrs mit geschlossenen Augen oder ein regelmäßiger Blick in einen Geräteraum. Schon nach weniger Wochen merkt Ihr, dass die Dinge in Fleisch und Blut übergehen und Euch helfen Einsätze professioneller und routinierter abzuarbeiten. Wenns nämlich einen PKW unter den LKW wickelt, möchte ich mich gedanklich auf den Einsatz vorbereiten, überlegen welche Geräte ich wo benötige und mich auf die Gefahren vorbereiten. Da ist dann keine Zeit und Gehirnschmalz vorhanden um sich mit Routinearbeiten zu beschäftigen.
Wie siehts denn bei Euch aus? Macht Ihr selbst auch solche persönlichen Drillübungen oder findet Ihr, dass es übertrieben ist?
Ich finde diese Drill mäßigen Übungen für zwischendurch auch nicht schlecht.
Ich habe bei uns ähnliches auch schon öfter beim Brunnen pumpen gemacht, da hat man viel Zeit um sich mal die Geräteräume anzuschauen oder um mal ein paar Handgriffe zu verinnerlichen.
Generell finde ich eine Drill mäßige Ausbildung so wie so nicht verkehrt, das Problem ist nur das es halt einige gibt die das nicht so sehen und schnell die Lust verlieren.
Gruß Peter
Klar sind solche Arten der Übungen mitunter äußerst effektiv, da man schnell lernt, Handgriffe auch dann noch zu können, wenn man nachts um 3 geweckt wird. Allerdings sollte man diese Übungen wirklich nur in Maßen machen, denn bei den meisten Feuerwehren steht eben noch ein “freiwillig” davor. Und vergraulen möchte man mit so etwas ja niemanden.
Hört sich echt gut an, gerade für mich als junge FW-Kameradin, wo noch nicht ganz immer alles sitz. Ich merke immer wieder bei Übungsdiensten, hier hackt noch etwas und da läufts auch noch nicht ganz rund. Da werd ich das mal ausprobieren.
Aber eine Drill mäßige Ausbildung denk ich ist nicht so gut, zum einen, weil die Lust vergeht und auch Neulinge/Quereinsteiger verschreckt werden könnten. Auch finde ich, das gerade die Grundausbildungen Spaß machen sollte, weil da die meisten Kameraden noch sehr jung sind…
Gruß Ramona
Ich schlug das während und nach meiner Bundeswehr öfters vorgeschlagen, Resonanz war unter anderem die Frage ob ich eine Wehrsportgruppe aufbauen möchte von den Vorteilen besonders zB beim Steck- und Schiebeleiter aufstellen wollte keiner was wissen! :/
ich schliese mich der meinung vom peter an, aus dem grund weil bei uns in da feuerwehr oft auf den autos umgebaut wird oder neue gerätschaften ferlastet werden oder auf andere fahrzeige verlastet werden und da wir auch 19 fahrzeuge und 5 abrohlbehälter haben sollte man sich schon mal die zeit nehmen und sich die fahrzeuge bzw. abrohlbehälter anschauen und deren gerätschaften.
Gruß Markus
Bei Feuerwehren mit mehreren Fahrzeugen ist es auch sehr hilfreich, sich Fotos von den Geräteräumen zu machen. Wenn man dann abends in einer ruhigen Stunde nochmal drüber meditiert und Einsätze im Kopf durchspielt, sitzt das im Ernstfall auch.
Den Satz “denn bei den meisten Feuerwehren steht eben noch ein “freiwillig” davor” kann ich übrigens gar nicht ausstehen. Freiwillig ist die Entscheidung, dass man sich das antut – wenn man sich entschieden hat, ist kein Platz mehr für Dilettantismus.
Vielen Dank für Euer Feedback.
Ich gebe Euch schon recht, das wichtige bei dieser drillmäßigen Ausbildung ist der Spaß, aber das kann man ja auch miteinander verbinden. Die ganzen Leistungsabzeichen sind ja auch nichts anderes wie drillmäßige Übungen, nur dass man danach schicke Abzeichen an die Hand bekommen.
Mit einer nötigen Prise Witz, etwas Ehrgeiz in dem man beispielsweise gegen eine andere Gruppe antritt und eine gewissen Selbstmotivation kann man da sicher einiges machen. Mein Beitrag hat in erster Linie auf die eigenen Drillübungen abgezielt und die hat ja jeder selbst in der Hand. Ist halt dann doch eher etwas für die Feuerwehrfreaks 🙂
Ich versuche einigermaßen regelmäßig mir die Geräteräume der Fahrzeuge einzuprägen.
Sprich Geräteraum ist zu, Aufzählen was wo liegt, und dann Geräteraum aufmachen und schauen was richtig war und vor allem was fehlt. Man merkt nach einiger Zeit, dass man vor allem bei den Sachen, die man seltener braucht deutlich seltener Suchen muss.
Eine Zeit lang hab ich auch das Ausrüsten mit Atemschutz im Fahrzeug geübt. Da kann man extrem viel Zeit sparen, wenn man die Handlungsabläufe drill mäßig einübt. Momentan fehlt mir dazu die Zeit, damit läßt es auch wieder etwas nach. Trotzdem bin ich meist schneller als mein Trupppartner.
Hi,
bei uns wird drillmäßiges Anlegen von PA über die Hintertür geübt. Es wird eigentlich von jedem erwartet, das Leistungsabzeichen BW in Bronze, Silber und Gold zu machen. Saugschläuche kuppeln, PA anlegen(als Angriffstrupp ausrüsten), Knoten und Fahrzeugkunde werden so geübt, ohne dass es langweilig ist, und es einem wie eine lästige Zusatzübung vorkommt.
Ich denke, der Ansatz ist wesentlich besser, als irgendwelche Geräteräume auswendig zu lernen – vorausgesetzt man hat nicht nur 1, sondern 4,5,6 oder gar 10 Fahrzeuge.
So kleine Wettbewerbe wie PA-anlegen, kuppeln, Löschangriff aufbauen, alle Geräte anbinden,… sind doch zur Abwechslung auch mal nicht schlecht.
Wir haben demnächst wieder einen internen Wettbewerb. Löschangriff, Brand im 2. OG. Dafür geht eben 1 Übungsabend drauf, die Übungen für den Wettbewerb finden zusätzlich zum Übungsdienst statt und müssen von jeder der 6 Gruppen individuell ausgemacht werden. Ohne Üben hat sich noch keine Gruppe getraut anzutreten 😉
Einen kleinen Preis gibt es auch und der Fehlerpunktekatalog schließt aus, dass fehlerhaft gearbeitet wird um Zeit zu sparen.
Sicherlich lernt man bei regelmäßigem üben, mit einem Fahrzeug, auch den genauen Standort von Gerätschaften. Aber gerade, wenn es 10 Fahrzeuge sind, übt man nicht regelmäßig mit jedem Fahrzeug. Da ist die Zeit wesentlich effektiver genutzt, wenn man versucht die Geräteräume auswendig zu lernen.
Das ist übrigens gerade bei mehrern Sonderfahrzeugen (Rüstwagen, Gerätewagen Gefahrgut) gar nicht so einfach. Letztendlich behält man aber auch bei diesen Fahrzeugen wenigstens eine ungefähre Vorstellung, wo bestimmte Dinge liegen und kann damit die Suche deutlich verkürzen.