Über den ersten Teil vom Ausbildungstag in Garmisch-Partenkirchen habe ich ja schon geschrieben, folgt nun also der Nachmittagsbericht wo es um so neudeutsche Begriffe wie Loop und Schlauchmanagement geht.
Nach dem Mittagessen im neuen Aufenthaltsraum des garmischer Feuerwehrhauses (mit sehr geiler Terrasse) ging es auf ein Gelände mit einem großen leerstehendem Gebäude. Ideale Voraussetzungen um sich richtig auszutoben. Zuerst wurden von den Ausbildern und Teilnehmern die Stationen aufgebaut und dann ging es auch schon los. Bei mir war die Vorfreude schon groß, weil ich viele Sachen ausprobieren konnte, die ich bisher nur aus der Theorie kannte.
Die Loop und das Schlauchpaket
Bei Johannes ging es erst mal um das Thema: “Wie bringe ich eine gefüllte Schlauchleitung im Treppenhaus nach oben?”. Hier konnte man die “Loop” ausprobieren, bei der wird mit einen gefüllten Schlauch eine mannshohe Schlaufe gedreht, die dann recht einfach über Treppen nach oben “gerollt” werden kann. Diese Loops kann man dann beispielsweise auf einem Absatz an die Wand stellen um bei Bedarf diese Schlauchreserve zu nutzen. Aber auch so einfach ergonomisch Tipps wie mit den Hintern auf den Boden setzen und den Schlauch zu sich herziehen sind Dinge die man sich im Hinterkopf abspeichert und beim nächsten Mal anwendet. Bei diesem Verfahren nutzt man das Gewicht des PA auf dem Rücken um den Schlauch einfacher zu sich herzuziehen. Somit kann man auf einem Treppenabsatz ohne großen Kraftaufwand eine Schlauchreserve ziehen. Das schönen an solchen Dingen: Egal wo man ist, egal wie lange man schon dabei ist, es gibt immer wieder größere und kleinere Tipps die einem persönlich im Feuerwehrbereich weiter helfen.
Dann ging es mit dem Schlauchpaket weiter. Dazu habe ich schon im 112-Magazin etwas gelesen und muss sagen, dass es mir da schon gut gefallen hat. In Zusammenhang mit Schlauchtragekörben ist das wirklich ein schönes Paket um in den Innenangriff zu gehen. Wie läuft das ganze ab? Mit einem Strahlrohr in der Mitte wird ein längliche Schnecke gewickelt die ca. 2 Meter Länge hat. Diese wird dann mit Klettverschlüsseln zusammengepackt und so auf dem Fahrzeug verlastet. Im Einsatzfall kann dieses Schlauchpaket bequem auf die Schulter gelegt und mit zwei STK’s vorgegangen werden. Vor der Brandwohnung wird das Schlauchpaket auf dem Boden gelegt, Klettverschlüsse gelöst, an die verlegte Leitung aus den Schlauchtragkörben angeschlossen und Wasser Marsch gegeben. Durch die Packweise füllt sich das Schlauchpaket mit Wasser, und heraus kommt eine große Schnecke aus der jetzt bequem der wassergefüllt Schlauch gezogen kann um in den Innenangriff zu gehen. Nach dem wir dieses Verfahren auch über lange Gänge und Treppen probiert haben, muss ich sagen, dass es mir noch besser gefällt ;-). Echt ein besseres Vorgehen wie ausgeleerte Schlauchtragekörben und eine gute Alternative zu den Schlauchwickelkörben .
Ventilation auch ohne Lüfter
Nach den Schlauchpaketen ging es zur nächsten Station. Ein Raum wurde mit Kunstnebel gefüllt um ihn dann vom Rauch zu befreien. Allerdings nicht auf die herkömmliche Art mit einen Hochleistungslüfter, sondern lediglich mit einem Strahlrohr. Mit einem Strahlrohr? Jo genau, das funktioniert. Einfach das Fenster öffnen, mit dem Hohlstrahlrohr einen schönen Sprühkegel aufbauen. Durch die Injektor Wirkung reißt es den Rauch mit aus dem Fenster. Ist jetzt nicht das Mittel der ersten Wahl, wenn man aber viele Räume zum Belüften hat, oder kein Ventilationsgerät zur Hand, sicherlich eine gute Rückfallebene.
Die Klassiker: Strahlrohrtraining und Türöffnungsprozedur
Zum Schluss gabs dann noch die klassischen Stationen. Schön wenn man beim Strahlrohrtraining merkt, dass sich die frühere drillmäßige Ausbildung gelohnt hat. So war man bei der Station sofort wieder drin. Hier hat sich auch gezeigt, wie wichtig gute Ausrüstung ist. Ich bin ja ein großer Fan von diesem Strahlrohr. Leicht zu bedienen, gut mit Handschuhe tastbar und nicht einfach zu verstellen (nein ich bekommen dafür kein Geld ;-)). Im Training konnte mach auch andere Hersteller ausprobieren. Wie man auf dem ersten Bild ganz oben hier im Beitrag sehen kann, ist es mir zweimal passiert, dass ich auf den Vollstrahl gekommen bin. Lag daran, dass es extrem leichtgängig zu verstellen war. Die Strahlrohrstellung war auch noch blöd tastbar, so dass ich es unter Nullsicht wahrscheinlich kaum gemerkt hätte.
Danach gings noch an die Türatrappe. Hier habe ich auch wieder was Neues gesehen was mit bis jetzt noch nicht bekannt war. Beim Türe öffnen sollte ja der Truppmann, laut bis drei Zählen und auf das Türblatt schlagen und dann die Türe öffnen. In diesem Fall gab es aber den Tipp, beim Öffnen der Türe noch einen Schuss auf die Oberseite die Türe zu setzen. Sollte es zu einem Backdraft kommen, wird der Wassernebel dann gleich in den Raum gesaugt. Nun gut, klingt für mich noch etwas theoretisch, aber es ist auch hier mal wieder interessant zu sehen welche unterschiedlichen Vorgehensweisen es gibt.
So danach, war der Tag vorbei und ich ehrlich gesagt auch ganz schön platt. Den ganzen Tag mit der Flasche auf dem Rücken rumrennen schlaucht doch ganz schön, zumal es für April auch ziemlich warm war. Zum Schluss möchte ich mich noch bei Johannes, dem Ausbildungsteam, Atemschutz-KBM Paul Wakoblinger, und den Teilnehmern für den tollen Tag und die Gastfreundschaft bedanken. Und natürlich auch bei Bebo der fleißig Fotos gemacht hat. Eine Übersicht aller Fotos findet Ihr in der Bildergalerie.
An Euch noch die Frage ob die oben genannten Techniken bekannt sind und welche Alternativen ihr einsetzt bzw. wie Eure Praxiserfahrung damit ist.