FEUERWEHRLEBEN

Der Ton macht die Musik

Foto: istockphoto

Es gibt ja Leute die durch eine Uniform zur Höchstform aufblühen. Allerdings nicht was die körperliche oder geistige Leistung angeht sondern eher was das eigene Ego betrifft. Gerade noch einfacher Bürger, wird man in Minuten zum verkehrsregelnden Superfeuerwehrmann, der den anderen Verkehrsteilnehmern mal so richtig zeigt wo es lang geht.

Kein einfacher Job, aber vereinzelt auch mit wenig Fingerspitzengefühl für normale Bürger

Da ich in letzter Zeit zweimal äußert blöd von den Kollegen in grün angesprochen wurde, war es doch mal wieder ein gutes Erlebnis über das Auftreten der eigenen Feuerwehr in Uniform nachzudenken. Mein erstes Erlebnis war als Zeuge bei der Polizei. Als braver Staatsbürger bin ich während der Arbeitszeit zur ausführenden Staatsgewalt gewackelt um meine Pflicht zu tun. Da ich im Privat- und Geschäftsleben immer höflich und freundlich angesprochen werde, gehe ich mal davon aus, dass ich so ganz umgänglich bin. Ich bin also in die Polizeiwache durch die Eingangstür gegangen und erblickte neben einer Fensterscheibe wo man durchsprechen konnte, eine offenstehende Tür mit dahinterliegenden Tresen. Sah im Grunde aus wie ein Bankschalter aus und war für mich der ideale Anlaufpunkt um zu erfragen wo ich denn hin muss. Zielstrebig bin ich also durch die Tür gelatscht was nicht wirklich eine gute Idee war. Sofort kam eine Polizistenlady angeschossen mit den Worten “Hier rein, is nich”. Hat sich in den Wegen gestellt und mich direkt hinaus gescheucht. Dann kam noch der Satz “Da am Schalter warten” was mit einer kindischen doofi Stimme verbunden war.

War natürlich ein exzellenter Auftritt um die Bürger seiner Stadt willkommen zu heißen. Die übereifrige Polizistin hatte es geschafft, dass ich innerhalb von Sekunden keinen Bock mehr auf den Termin hatte und am Liebsten wieder zum Arbeiten gegangen wäre. Es ist ja kein Problem wenn die mich aus ihrem komischen Vorzimmer draußen haben möchte. Aber ein normales “Entschuldigen Sie, würden Sie bitte draußen warten” hätte es ja auch getan. Nun gut, die Zeugenbefragung mit den Polizisten danach war wieder recht witzig, von daher hat es sich doch gelohnt zu kommen :-).

Mit der Kelle in der Hand steigt manchem Feuerwehrler das Ego zu sehr in den Kopf

Mein zweites Erlebnis war wiederum mit einem Polizisten, diesmal an der Einsatzstelle. Dort stand ich beim Verkehrsunfall neben einem Unfallfahrzeug und wartete bis der Rettungsdienst die Patientin versorgt hatte. Plötzliche grölte von hinten ein Herr in grüner Uniform “Hey Feuerwehrler, geh mal ausm Bild”. Ah wunderbar, das ist doch gleich mal ein schöner Einstieg um mit anderen Hilfsorganisationen an der Einsatzstelle zu kommunizieren. Es ist ja sicherlich nicht einfach wenn man 80% seiner Arbeitszeit mit Kleinkriminellen, Falschparkern und besoffenen Ehemännern zu tun hat. Wenn man dieses Verhalten allerdings auch bei allen anderen Bürgern und Feuerwehrlern an den Tag legt, muss man sich nicht wundern wenn man zum einen keine Unterstützung mehr  bekommt und zum Anderen das Image der eigenen Organisation ramponiert.

So genug, auf der Polizei rumgehackt, schauen wir uns doch mal in den eigenen Reihen um und da kennt von Euch sicherlich jeder die eine oder andere Szene wo der Feuerwehrkollege gewaltig übers Ziel hinausschießt. Besonders gut ist das zu beobachten wenn Feuerwehrler Macht bekommen. So beispielsweise beim Verkehr regeln, Absperren oder bei Sondersignalfahrten. Da werden Verkehrsteilnehmer oder Bürger angemacht, dass ich mich daneben nur noch schämen muss. „Hey Du, Depp jetzt fahr endlich auf die andere Seite“. „Haben Sie ein Problem?“ etc. etc.

Auch Vollsperrungen zu umfahren sind für manchen Autofahrer kein Problem

Ja ich kenne sie auch, die Autofahrer die meinen die Absperrung umfahren zu müssen oder Schaulustige die an der Einsatzstelle rumspringen. Es spricht ja nichts dagegen diese auch direkt und bestimmt anzusprechen. Allerdings habe ich oftmals das Gefühl, dass sich Feuerwehrler daran aufgeilen Autofahrer warten zu lassen oder Zufahrten mit dem Fahrzeug versperrt werden um dann ganz wichtig zu sagen, dass so lange er hier als super wichtiger Feuerwehrmann steht, erst mal gar nix geht.

Diese Feuerwehrler sollten sich erst mal überlegen was für ein Bild sie da in der Öffentlichkeit bei den eigenen Kunden (= Bürger) abgeben und ob der Bürger dann noch das macht was die Feuerwehr will, wenn er so dermaßen blöd von der Seite angequatscht wird. Als Gruppenführer sollte man solche Kollegen gleich zur Seite ziehen und mal einen dezenten Hinweis darauf geben, dass er da nicht als unbekannter Ludwig Müller austickt, sondern als DIE Feuerwehr.

Wie schauts bei Euch aus? Habt Ihr auch schon Situationen erlebt wo Feuerwehrler völlig übertrieben reagiert haben? Gibt es in Eurer Feuerwehr ein Beschwerdemanagement, dass Kritik aus den Reihen der Bürger oder andere Hilfsorganisationen aufnimmt und weiter gibt?

Die mobile Version verlassen