Brand in Duisburg, die Feuerwehr ist schuld
War ja klar. Sobald ein größeres Feuer in Deutschland den Weg in die Medien findet wird schnell nach Ursachen und Schuldigen gesucht. Diesmal gehts um den Brand in Duisburg bei dem drei Kinder und ein Erwachsener ums Leben gekommen ist.
Dieser Artikel im Stern hat mich ziemlich genervt. Da werden Aussagen von Passanten wiedergegeben die von der Feuerwehrarbeit scheinbar keine Ahnung haben, aber die wildesten Aussagen vom Stapel lassen.
“Der Wohnungsbrand wurde der Feuerwehr um 16.02 Uhr gemeldet. Bei ihrem Eintreffen, vier Minuten nach dem Notruf, brannten die Räume im ersten Obergeschoss lichterloh, wie die Einsatzkräfte mitteilten.”
“Die Augenzeugen bezweifelten die von der Feuerwehr angegebene Ankunftszeit allerdings am Sonntag: Die Feuerwehr habe 20 Minuten gebraucht, um zu kommen, sagte ein Anwohner.”
Ich kann mir jetzt nich wirklich vorstellen, dass sich die Feuerwehr Duisburg um 16 Minuten vertut. Es wird ja alles akribisch dokumentiert, so dass diese Aussage von der Feuerwehr als “völlig haltlos” zurückgewiesen wurde. Zudem sollten sich die Bürger auch bewußt sein, dass nicht an jeder Ecke ein Löschzug steht, der nur auf einen Einsatz wartet.
“Nach der Ankunft habe die Feuerwehr dann noch “lange mit ihrem Wagen herum rangiert und in aller Ruhe die Leiter ausgefahren”
Das hoffe ich doch. Ich erwarte von einer professionellen Feuerwehr, dass sie zügig und ruhig vorgeht. Und oh Schreck, die Leiter wurde rangiert. Ja warum macht denn das nur? Vielleicht um eine möglichst große Rettungsfläche auf der Frontseite des Hauses zu haben? Oder wie wäre es mit den unter Spannungen stehenden Straßenbahndrähten die ich als Leitermaschinist nicht berühren darf?
“Und dann haben sie erst mal den Mann aus dem oberen Stockwerk mit der Drehleiter herausgeholt, bevor sie hinein gegangen sind.”
Was für ein Quatsch. Ich kann mir nicht Vorstellen, dass ein kompletter Löschzug der Berufsfeuerwehr dasteht um zuzuschauen wie ein Mann mit der DLK gerettet wird. Vielmehr ist anzunehmen, dass parallel ein Innenangriff vorgenommen wurde (stimmt übrigens wie hier nachzulesen ist). Zudem macht es absolut Sinn eine gefährdete Person direkt zu retten, wie Kinder in einer Brandwohnung die kaum noch Überlebenschancen haben.
Laut Kommentar, war im übrigen bei diesem Einsatz eine in der Nähe befindliche Einheit der Freiwilligen Feuerwehr als erstes vor Ort. Wer sich also lauthals beschwert kann siche gerne selbst engagieren.
Bei mir war es mal so, dass ich vor meiner Zeit bei der Feuerwehr als Ersthelfer bei einem Unfall “Person unter LKW” war. Die Zeit, bis die Feuerwehr, Polizei und RTW am Unfallort eintrafen, kam mir unendlich vor-Sekunden wurden da zu Minuten. Inzwischen weiß ich, dass es genau 5 Minuten waren.
Blöd sind hier eigentlich nur die Journalisten, die einfach nur Ihre Story wollen. Ich glaube, dass jeder der Passanten im Nachhinein sagen wird, dass auf Grund der Stressreaktion jedem die zeit viel länger vorkam, als sie wirklich war.
Zum Feuerwehrtaktischen äußere ich mich mal nicht, da Zivilisten das Vorgehen eh nicht verstehen und somit die Kritik einfach ungerechtfertigt ist.
Solche Geschichten sind immer mit mehreren Augen zu sehen:
Der Betroffene / Augenzeuge: Ihm kommt die Zeit immer wie halbe Ewigkeiten vor. Kann ich auch aus eigener Erfahrung berichten.
Und ich habe auch bereits folgendes erlebt. Undramatischer PKW-Brand; nach Eintreffen werden wir gefragt, wo wir denn so lange bleiben; Frage von uns: “Wann haben sie denn angerufen?” Antwort: “Ich?, nein ich habe nicht angerufen…” Ergo: Auto brennt schön vor sich hin, etliche Leute werden Zeuge, aber keiner ruft die Feuerwehr. Und dann kommt einem die Zeit bis zum Eintreffen der FW völlig zu Recht ewig lange vor.
Auch dramatischere Brände mit stärkerer Rauchentwicklung führen häufig nur zu einem einzigen Anruf bei der FW. Wenn aber nun dieser Eine Anrufer nicht anruft… oder in der Aufregung die falsche Hausnummer angibt… dann dauerts eben…
und dann gibts noch unsere Feuerwehrseite zu betrachten…
Und wer hier meint, daß immer alles gut läuft, der ist ein Phantast:
Beispiele, alle selbst erlebt:
– Leitstelle vergißt, die zuständige Feuerwehr zu alarmieren
– Löschzug fährt komplett falsch an, und steht auf der falschen Seite und kann nichts machen, weil Zugang und Steigleitung auf der anderen Seite des Gebäudes ist.
– Zeit zwischen Rückmeldung mit Bitte um weitere Kräfte und der Alarmierung weiterer Kräfte: 6 Minuten!!! (dokumentiert!!!)
– Durch mangelnde Funkqualität müssen wichtige Rückmeldungen “zu Fuß zum ELW” übermittelt werden.
– Rechnerausfall in Leitstelle
– …
Unser Problem bei der Feuerwehr: Wir sind nicht kritikfähig. Je höher in der Rangordnung, desto weniger kritikfähig. Und das hat katastrophale Folgen: Wer seine Fehler nicht sieht, oder nicht sehen will, kann auch nicht aus ihnen lernen!!! Und wir alle machen Fehler!!!
Hallo Flo,
ich denke hier in diesem Blog brauchen wir nicht darüber zu diskutieren, ob die Feuerwehr einen fehler gemacht hat. Wir wissen alle, dass jede Einsatzkraft ihr bestes gegeben hat.
Interessant wäre dann eher dieses Thema auf zwilichtigen Seiten wie bild.de zu erläutern.
Es ist sicherlich richtig, dass das Warten auf Hilfskräfte für die Betroffenen gefühlt viel länger dauert, als es tatsächlich der Fall ist.
Es scheint sich wohl wieder zu bestätigen, dass Leichen wohl die höchsten Auflagen bringen, und es macht mich sehr traurig, dass dann von einer objektiven Berichterstattung abgewichen wird.
Es ist sicherlich auch richtig, dass kein Einsatz perfekt läuft, auch nicht bei einer BF. Deswegen sollten ja die Einsätze nachbesprochen werden. Es ist auch immer schnell ein “Experte”zur Hand der gene kritisiert, aber die Frage ist doch, hätte er in dieser Situation auch so reagiert?
Die Hilfsorganisationen sind ja darauf trainiert auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren(in der Ruhe liegt die Kraft!). Das können sicherlich einige Mitbürger nicht ganz verstehen.
Außerdem haben wir hier in Deutschland eines der besten Rettungsnetze Weltweit.
Mein Respekt gilt den Kameraden, die bei diesem Einsatz sicherlicher ihr Leben riskiert haben um noch ein Menschleben zu retten.
Und noch viel wichtiger ist: lieber einmal zu oft die 112 gewählt als einmal zu wenig.
Der Artikel im Stern&in der WAZ sagt doch alles: Polizei alarmiert, anstatt die 112. Belebte Einkaufsstraße –> trotz Sosi kanns auch mal länger dauern (falsch geparkte KfZ, zu spät ausweichen, etc.); Was mich aber wundert bei diesem Brand: Wenn er in einer belebten Einkaufsstrasse -lt. Artikel- war, warum haben Passanten ihn dann nicht eher bemerkt?
Hinzuzufügen sind noch lt. Artikel Stern oder WAZ die Schaulustigen, die zeitweise die Arbeit behindert haben.