FEUERWEHRLEBEN

Die Stadt bekommt die Freiwilligen Feuerwehr, die sie verdient

Freiwillige Feuerwehr und Großstadt, wie schafft man es die Einsatzerfahrung der ehrenamtlichen Kräfte zu erhöhen um sie auch sinnvoll in die Einsätze einbinden zu können?

Nur wer vorne mit dabei ist, baut Erfahrung und Stressresistenz auf

Bei Gesprächen mit ehrenamtlichen Brandschützern in Städten mit Berufsfeuerwehr wird oft bemängelt dass man keine richtigen Einsätze hat. Man ist erst im 2. oder 3. Abmarsch dabei und auch die echten Feuerwehrtätigkeiten an der Einsatzstelle halten sich stark in Grenzen. Schaut man sich dann Einsatzberichte von solchen ehrenamtlichen Abteilungen in Großstädten an, stellt man schnell fest, dass das höchste der Gefühlte das Schwingen von Motorsäge und Wassersauger beim Unwettereinsatz ist.

Die Frage die sich der Leiter eine Feuerwehr daher stellen muss, was man da überhaupt möchte. Will man eine Pseudo Freiwillige Feuerwehr die mit hunderten von Mitgliedern auf dem Papier gut aussieht aber kaum im Einsatzgeschehen teilnimmt, oder eine schlagkräftige Wehr die auch sinnvoll im Erstschlag eingesetzt werden kann. Klar, mit der erster Strategie kann man auch in der Regel ganz gut fahren. Wenn die Regel aber außer Kraft gesetzt wird kann der Schuss gewaltig nach hinten losgehen und einem die Einsätze nur so um die Ohren fliegen.

Tote Hose am Gürtel? Mit etwas Integrationsgeschick gehts auch anders.

So ist es ja nicht unüblich, dass Freiwillige Feuerwehrkräfte die leergefegten Wachen der Berufsfeuerwehr besetzen müssen. Aha, nun ist da also die Wassersauger- und Wischmopp Wehr auf der Wache und soll plötzlich Berufsfeuerwehr im Erstangriff spielen? Da muss man wohl kein Prophet sein, um sich auszumalen wie ein solcher Einsatz in die Hose geht. Auch der Fall Großschadenslagen, insbesondere bei terroristischem Angriff, bringen das Konzept der Reserve FF auch schnell zum wanken. Die Stadt Madrid zeigt am Beispiel des Rettungs- und Katastrophenschutzes, wie wichtig es ist, ehrenamtliche Kräfte mit Einsatzerfahrung zu haben. Sie kennen sich auch mit kritischen Einsatzszenarien aus, sind gut in das Gesamtsystem integriert, man kennt sich untereinander und auch psychisch sind die Jungs und Mädels wohl einiges mehr gewöhnt wie ein Pflasterkleber der nur bei Kinderfesten Wache schiebt und plötzlich beim Bombenanschlag in der ersten Reihe steht. Daher wird in diesem Bericht über die Terroranschläge von Madrid auch explizit hervorgehoben wie wichtig ein routiniertes Einsatzerfahrung von freiwilligen Einsatzkräften hervorgehoben.

Komischerweise klappt das System auch im deutschen Rettungsdienst ganz gut. Dort ist es gang und gäbe, dass ehrenamtliche Kräfte Schichten auf dem Rettungswagen fahren. Teilweise wird dies sogar vorgeschrieben, was aus meiner Sicht absolut Sinn macht. Auch bei der Ausbildung in der Berufsfeuerwehr sind Praktika ein wichtiges Thema. Ob Krankenhaus oder Feuerwache, hier wird versucht die jungen Einsatzkräfte kontrolliert ins Einsatzgeschehen einzubinden und somit auch erfahrener und stressresistenter zu machen.

Gute Integration in Madrid: Ehrenamtliche mit viel Praxiserfahrung aus dem Rettungsdienst

Bei der Feuerwehr hat dies aber wohl Seltenheitswert. Anscheinend klappt es hier durch Handauflegen und Übungen. Mir sind zwar einige Feuerwehren bekannt wo das teilweise gelebt wird, der breiten Masse der FF Angehörigen in Großstädten ist dieses System aber wohl nicht bekannt. Daher sollte sich der eine oder andere Leiter einer Berufsfeuerwehr überlegen wie er die Einsatzerfahrung der ehrenamtlichen Kräfte verbessern kann. Aus meiner Sicht ist dies einer der wichtigsten Faktoren um Einsätze professionell abzuarbeiten. Und ein jeder kennt es doch: Der erste Brandeinsatz ist was anderes wie der Fünfzigste.

Es gibt aus dem englischen einen Spruch: “You get what you pay for”, was soviel bedeutet wie „Du bekommst was Du bezahlst“. Wenn ich nicht bereit bin in die Ausbildung und Einsatzerfahrung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte zu investieren, dann muss ich mich auch nicht wundern wenn im Einsatzfall nichts dabei rauskommt. Eigentlich logisch, oder?

Wir schauts bei Euch aus? Kennt Ihr Berufsfeuerwehren wo ehrenamtliche Feuerwehrler regelmäßig im Schichtplan integriert sind um Einsatzerfahrung auch im Erstschlag zu sammeln?

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