Manche Dinge macht man selten bis gar nicht wie z.B. der Einsatz von Hebekissen. Eine prima Sache um mal das Wissen aufzufrischen und mal ein paar Stunden mit diversen Lagen rumzuspielen bietet das LiftCamp. Ich war beim ersten Workshop dabei und es hat sich für mich auf alle Fälle gelohnt.
Am vergangenen Samstag war es soweit, das erste LiftCamp bei strahlendem Sonnenschein wurde durchgeführt. Das ganze wurde von Irakli West initiiert der sich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema Heavy Rescue beschäftigt. Über das Wetter motze ich jetzt nicht, da mich wochenlang der Regen genervt hat, allerdings wars wirklich ziemlich warm :-).
Um was gehts beim LiftCamp? Man beschäftigt sich mit Niederdruck- und Hochdruckkissen und alles was außen rum noch dazu gehört (Unterbau, Sicherung, etc.). Das Schöne an diesem “Camp”, das Ganze hat einen Versuchscharakter. D.h. man überlegt sich gemeinsam was man ausprobieren möchte, und das mach man dann einfach. Jeder kann selbst seine Meinung und Erfahrung einbringen was den Vorteil hat, dass man nicht nur die Sicht von einem Ausbilder hat, sondern von vielen verschiedenen Leuten die ehrenamtlich oder hauptberuflich in der Feuerwehr tätig sind.
Um 10:00 Uhr morgens gings los und fünf motivierte Feuerwehrler freuten sich mit Irakli auf den Tag. Nachdem wir erst mal die Ausrüstungsgegenstände vorbereitet haben gabs einen kurzen Theorieteil von Irakli. Er hat uns kurz die Gerätschaften erläutert, etwas zum Aufbau der Hebekissen erzählt und die Anwendungsmöglichkeiten erklärt. Kurz gesagt mit Niederdruck habe ich eine große Hubhöhe bei geringer Kraft, bei Hochdruckkissen geringe Hubhöhe bei hoher Kraft.
Interview mit Irakli West
Der Betonklotz muss weg
Los ging es dann mit einem Betonblock. Hier ging es ums simple Anheben von einer Seite. Also erstmal schätzen wie schwer das Objekt ist. Gut, ich als Bürohengst habe hier recht wenig Vorstellungsvermögen, aber mit dem Richtwert 1m³ Beton = ca. 2,5 Tonnen haben wir den Quader auf knapp 1,5 bis 2 Tonnen geschätzt. Vom Ansetzen fürs Hebekissen konnten wir nur mit den niedrigen Hochdruckkissen arbeiten für die das Gewicht auch kein Problem ist. Dann wurde festgelegt wo das Kissen platziert wird und überlegt in welche Richtung sich das Objekt bewegt. Hier sollte man auch aufpassen, dass man nicht über eine Ecke sondern immer über Kanten hebt, damit das Objekt stabiler ist. Zudem sollte man mit Keilen oder Ernägel den Quader auf der Gegenseite gegen Abrutschen sichern. So schafft man sich quasi ein Scharnier über das gehoben werden kann.
Dann ging es los und wir haben auf unterschiedliche Weise den Block angehoben. Zuerst mit ein, zwei Hebekissen auf einer Seite und dann mit zwei Hebekissen von beiden Seiten parallel. Im Anschluss wollten wir das Objekt nicht nur nach oben bekommen sondern auch zur Seite bewegen. Hier hat sich auch gezeigt wie wichtig es ist das Hebekissen richtig einzusetzen und die voraussichtliche Bewegung abzuschätzen. Beim ersten Versuch hat es erst mal nur die Erde weg gedrückt. Mit drei Erdnägel und einer besseren positionieren des Kissens hats aber dann problemlos geklappt.
Mit dem PKW gehts nach oben
Als nächstes ging es dann mit einem Hebekissen an den PKW. Hier wollten wir eine möglichst großes Hub nach oben erzeugen. Ideale Ausgangsbedingungen also für das Niederdruckkissen. Zuerst haben wir es ohne Gegensicherung versucht was zur Folge hatte, dass der PKW langsam weg gerutscht ist und die Gefahr bestand, dass das Hebekissen hinaus flutscht. Im zweiten Versuche wurde dann der PKW auf der gegenüberliegenden Seite mit Erdnägel und Kanthölzern gesichert. Dadurch konnten wir ein Wegrutschen verhindern und es war dann kein Problem den PKW mittels Hebekissen einen knappen Meter anzuheben.
Die große Nummer: der LKW Anhänger
Zum Schluss ging es dann mit dem LKW Anhänger richtig zur Sache. Allerdings hat man auch gesehen, dass das keine Aktion von 5 Minuten ist sondern alleine für die Vorbereitung und Sicherungsmaßnahmen etliches an Zeit benötigt. Zudem hatten wir hier die idealen Voraussetzungen, dass alle benötigte Geräte und viel Rüstholz vor Ort waren. Wenn man hier keine ausreichende Reserve im ersten Abmarsch dabei hat wirds eng. Denn mit einer Kiste Kanthölzer vom HLF kommt man nicht wirklich weit. Hier kann man sich beispielsweise überlegen, dass man auf dem Versorgung LKW eine Kiste mit Rüstholz ständig verlastet. Bei entsprechenden Einsatzstichwörter (LKW Unfall, Person unter Maschine, etc.) kann man dann direkt im ersten Abmarsch das Unterbaumaterial an die Einsatzstelle schaffen.
Nachdem dann alles Unterbaut und auch der LKW gegen seitliches Abrutschen gesichert war haben wir mit zwei übereinander gestapelten Hebekissen den Anhänger um ca. 20 cm nach oben gehoben. Hier haben sich die Spanngurte als sehr nützlich erwiesen, da wir dadurch die Achsen an den Aufbau gezogen haben. Würden wir das nicht machen, heben wir erstmal den LKW Anhänger nur aus den Federn, die Räder bleiben aber auf dem Boden.
An diesem Beitrages könnt Ihr schon sehen, dass ich mit sehr vielen positiven Eindrücken und praktischen Ideen wieder zurück gekommen bin. Ich kann jedem einen solchen Workshop nur empfehlen zumal man auch mit interessanten und sehr engagierten Feuerwehrleuten von anderen Wehren ins Gespräch und in Kontakt kommt. Danke vor allem auch an Irakli für den tollen Tag.
Weitere Bilder vom LiftCamp gibts in der feuerwehrleben.de Fotogalerie.