Feuerwehrbedarfsplanung – handelt Ihr schon oder hofft Ihr noch?
Aus meiner Sicht gibt es kein Thema, dass die Feuerwehrlandschaft in Deutschland grundlegender verändern wird, wie die örtliche Feuerwehrbedarfsplanung. Dieses nicht gerade sexy klingende Wort ist in drastischen Worten formuliert, ein Stück Papier, welches über die Zukunft von Dir und Deiner Feuerwehr entscheidet.
Noch nie etwas von so einem Feuerwehrbedarfsplan gehört? Schlecht, denn das Thema sollte bei jedem Kommandanten ganz oben auf der Liste stehen, und jeder Feuerwehrler sollte wissen was da in seiner Stadt oder Gemeinde drin steht. Ich möchte vor allem die Jüngeren ermutigen sich mit dem Thema auseinander zu setzen. In 10 – 20 Jahren wird das dann nämlich mal “Eure” Feuerwehr sein, deren Grundstein jetzt schon in einem solchen Plan gelegt wird.
Der Feuerwehrbedarfsplan ist Eure Existenzberechtigung
So, was hat es nun mit der Feuerwehrbedarfsplanung auf sich, wen sie doch so wichtig ist? In diesem Papier steht beispielsweise drin, wie das Risikopotential in Eurer Stadt ist, wie es mit dem Fahrzeugbestand aussieht, wann Ersatzbeschaffungen geplant sind und wie es um Mannschaftsstärke der Feuerwehr aktuelle steht und wie die Stärke sein sollte (Beispiel). Der wichtigste Abschnitt im Feuerwehrbedarfsplan ist aber das Schutzziel und die Zielerreichung. Hier wird nämlich festgelegt in welchem Zeitraum, wie viel Leute an der Einsatzstelle sein müssen und in wieviel Prozent der Fälle dies erreicht werden muss. Diese Zielsetzung wird eigentlich durch den Gemeinderat beschlossen, um aber ein Gefühl zu bekommen kann man sich an den Vorgaben aus anderen Feuerwehrbedarfsplänen orientieren. In der Regel steht da:
- 10 Einsatzkräfte, innerhalb von 8 Minuten nach Alarmierung…
- 6 weitere Einsatzkräfte, innerhalb von weiteren 5 Minuten nach Alarmierung…
- in 90% der Fälle am Einsatzort
So, und genau an der Stelle fällt wohl vielen Wehrleitern die Kinnlade richtig runter, denn bisher ist man von einer Zielerreichung ausgegangen, die in vielen Feurwehren wohl eher so aussieht.
“Wir rücken so schnell wie möglich aus, idealerweise mit einer Staffel und schauen dass wir möglichst zügig am Einsatzort sind”. Dann gibts noch warme Worte vom Bürgermeister zum Thema Ehrenamt, wie gut und prima es doch ist, dass sich Leute in Ihrer Freizeit engagieren. Die Gemeinde freut sich, dass man eine freiwillige und kostengünstige Feuerwehr hat, die scheinbar funktioniert. Irgendein rotes Auto kommt beim Alarm immer an der Einsatzstelle an und die Feuer gehen in der Regel auch aus. Die Feuerwehr selbst, weiß zwar dass es nicht immer einfach ist genügend Einsatzkräfte zusammen zu bekommen, aber bisher hats ja doch irgendwie geklappt. Alles sind glücklich und zufrieden und klopfen sich gegenseitig auf die Schultern.
Den Kopf in den Sand stecken
Für mich gibt’s nix schlimmeres wie starr zu sein und die Augen zu verschließen. Mich ärgert es, dass viele Feuerwehren sich die Butter vom Brot nehmen lassen, nur weil sie sich nicht damit beschäftigen wollen. Der Feuerwehrbedarfsplan wird kommen. In einigen Bundesländern ist das schon gang und gäbe, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, in anderen Bundesländern wie Bayern wird (hier Seite 12, geht schon etwas länger ;-)) drüber nachgedacht. Abgesehen davon ist es aber für jede Feuerwehr wichtig zu prüfen, welche Ziele es gibt, wie gut die erreicht werden, und was unternommen werden muss um die Zielerreichung zu verbessern. Wenn man wirklich feststellt, dass man bei weitem die Ziele nicht hin bekommt, muss man jetzt anfangen etwas zu ändern. Das muss ja nicht gleich die ständig besetzte Wache sein, wovor unterschwellig viele Freiwillige Feuerwehren Angst haben, sondern kann ja erst mal dazu führen das beispielsweise Wohnraum in Gerätehausnähe gefördert wird.
Eins ist aber klar, Maßnahmen um die Schlagkraft der eigenen Feuerwehr zu erhöhen dauern Jahre! Umso früher man anfängt, umso besser. Wenn ich plötzlich als Verkaufsabteilung fünf Mal mehr Umsatz machen muss, ist das einfach unmöglich. Gehe ich aber davon aus, dass diese Anforderung die nächsten Jahre kommt, kann ich mich jetzt schau drauf einstellen und Maßnahmen treffen um das Ziel zu erreichen.
Ihr glaubt nicht, dass die Feuerwehrbedarfsplanung solche Auswirkungen hat? Dann schaut Euch mal Städte an die so um die 40.000 – 70.000 Einwohner haben. Guckt einfach mal was da die letzten 10 Jahre passiert ist und was dort die nächsten 10 Jahre geschehen wird. Da wurde oftmals den ehrenamtlichen Feuerwehrlern eine hauptamtliche Wache vor die Nase geknallt oder aufgestockt und dann ist das Gejammer groß. Die bösen Hauptamtlichen die einem die Einsätze wegnehmen sind da, weil der noch bösere externe Gutachter gesagt hat, dass das notwendig ist. Oder es wird beklagt, dass Gerätehäuser zusammen gelegt oder geschlossen werden, weil sie plötzlich nicht mehr notwendig sind.
Wenn man aber ehrlich ist, können weder die Hauptamtlichen noch der Gutachter etwas dafür, denn schließlich haben viele Feuerwehren einfach nur gepennt und das Problem verdrängt. Anstatt zu schauen wie die aktuelle Situation ist und wie man aktiv daran etwas zu ändern kann, hat man einfach die Augen verschlossen. So, lange bis einem das Zepter aus der Hand genommen und man zum Zuschauen verdammt ist. Es gibt einen Satz im Feuerwehrforum, der dies alles in einfachen Worten ausdrückt:
Ändere Dich selbst oder Du wirst geändert!
Aus diesem Grund kann ich nur jeder Feuerwehr empfehlen:
Nehmt Eure Feuerwehrzukunft selbst in die Hand
- Erstellt für Euch eine interne Feuerwehrbedarfsplanung
- Seid Euch den Zielen (SOLL-Zustand) und der aktuellen Realität (IST-Zustand) bewusst
- Überlegt Strategien und Maßnahmen wie man die Abweichungen bei den Zielen verbessern kann
- Geht mit dieser Planung und Lösungsvorschlägen auf die Gemeinde zu
So schafft man es aktiv die eigene Zukunft als Feuerwehr mitzugestalten und wird nicht plötzlich von anderer Stellen zu Änderungen gezwungen, die man selbst nie wollte. Seid Ihr selbst Kommandant? Wunderbar dann könnte Ihr gleich mit dem Plan anfangen und wenn Ihr so wie ich zum Fußvolk gehört, könnt Ihr Eure Führungskräfte ja mal auf das Thema aufmerksam machen, letztendlich bringt es uns allen etwas.
Um da noch etwas mehr Hilfestellung zu geben, werde ich in nächster Zeit noch einiges zu dem Thema schreiben um auch aufzuzeigen, dass solche Pläne gar nicht so schwer sind.
Wie schauts bei Euch aus? Wird die Feuerwehrbedarfsplanung in Deiner Feuerwehr durchgeführt oder wird das Thema verdrängt und auf bessere Zeiten gehofft?
Wie war… Du sprichst ein Thema welches in unseren bayerischen Breitengraden ungern angegangen wird.
Ich denke, das sehr viele Kdt. die Not und die Probleme in ihrer eigenen Wehr kennen, es aber nicht Wahr haben wollen und ihre Augen davor verschließen.
Vor allem auf dem Land sind diese Probleme enorm.
Die ungerngesehene Wahrheit sollte weiter thematisiert werden.
Hi, bei uns finde ich einen Feuerwehrbedarfsplan total
überflüssig. Denn 1. klappt die Zusammenarbeit mit der Stadt
hervorragend, wird sind gut aufgestellt, bekommen Zeitnah unsere
Fahrzeuge auch tagsüber besetzt, so dass wir mittlerweile in
mehrere Orte zur Überlandhilfe unter der Woche dazualarmiert
werden. Jeder Kommandant, der auch nur ein bisschen Ahnung von der
Materie hat, wird einen Teufel tun und selbst so einen Plan machen.
1. Hat ein FF Kommandant meist keine Zeit dafür, 2. besitzt er
wirklich die Kompetenz so einen Plan zu erstellen? Ein eher
inoffizielles Papier und eine Planung, wie es mit unserer Feuerwehr
weiter geht existiert und die Stadt spielt auch ohne Wenn und Aber
mit. Wir haben ca 15.000 Einwohner, 80 Aktive, 2xLF, HLF, TLF, ELW,
MTW neue Einsatzkleidung, genügen Kräften auch tagsüber, genügend
MA, GF, TF, ZF, AGT, PA, eine Wärmebildkamera, mehrere
Rauchschutzvorhänge und auch sonst sehe ich uns im Vergleich zum
Rest vom Kreis sehr gut aufgestellt. Alles in Allem muss man sich
BEVOR man einen Brandschutzbedarfsplan fordert im Klaren sein,
welche Auswirkungen solch ein Plan haben kann! 1. Alles ist gut 2.
FW zu groß/zu wenig einsatzkräfte/zu viele Autos ->
Einsatzkräfte mies gelaunt 3. FW zu klein/zu wenig einsatzkräfte/zu
wenig autos/zu viele einsätze -> HA kräfte, einsatzkräfte
mies gelaunt, rathaus kotzt auch, weil kein geld, aber durch plan
praktisch dazu gezwungen 4. Die Daten sind recht bindend – und was
ist, wenn sich in nem Jahr die Stärke und Ausrückezeit dramatisch
ändert? Wieder ein neuer Plan? Wenn eine Feuerwehr erkennt “Wir
brauchen jetzt dringend solch einen Plan”, dann hat die Führung in
meinen Augen versagt, und die Kommunikation mit dem Rathaus ist
gescheitert. Bei uns gilt folgendes: 1. Die Feuerwehr ist nicht in
der Lage einen professionellen Bedarfsplan mit allen Daten zu
erstellen und will diese Verantwortung auch nicht übernehmen. 2.
Ein externer Gutachter kostet einen Haufen Geld. Das Geld soll
lieber in Ausrüstung und Ausbildugn der FW gehen 3. Die
Zusammenarbeit mit der Stadt ist hervorragend und wenn eine neue
Investition notwendig ist, wird auch von der Stadt alles getan um
schnell das Geld aufzutreiben 4. Wir sind bescheiden, aber
verzichten nicht auf notwendige Beschaffungen. Bitte beachten: Für
große Städte mit vielen Einwohnern und Abteilungen kann solch ein
Plan sehr wichtig und richtig sein. Aber für eine FF mit 1,2
Abteilungen sicherlich meistens overkill. So: und nu noch zu einem
aktuellen Beispiel: Bei uns dürfte die Drehleiter aus der
Nachbarstadt fast jeden Punkt im Ort in der Hilfsfrist schaffen,
aber mit Sicherheit nicht jeden. Ein Großteil der nächsten
Nachbargemeinde schon erst garnicht. Bei einem offiziellen Plan
müssten wir doch folgerichtig eine DL fordern oder öffentlich
sagen, dass eine Leute in der Stadt einfach Pech haben. Jetzt muss
man aber sehen, dass wir bisher keine DL haben und auch keine
Wollen, denn neben den enormen Anschaffungskosten gibt es ja viele
Weitere.. Ausbildungskosten, Ausbildungszeit, Wartungskosten….
Wir als FW wollen garkeine DL. Eine weitere Nachbargemeinte hat nun
eben den Supergau.. Der Bedarfsplan schreibt praktisch eine DL vor,
und obwohl kein Geld da ist, muss man jetzt eben handeln, denn
“sollte etwas passieren, sind WIR die Verantwortlichen und durch
den FWB-Plan wurde uns ja zweifelsfrei aufgezeigt, dass wir Handeln
müssen.” Wollt ihr eurerm Gemeinderat so die Waffe auf die Brust
setzen? Werdet ihr nach der Beschaffung auch noch so viel Geld für
die übrige Ausbildung, Beschaffung zur verfügung haben, oder müsst
ihr in Zukunft jeden cent umdrehen? Ich denke, ich hab genug
geschrieben, und die letzte Frage dürfte jeder selbst beantworten
können.
So alte Kamellen *Kopfschütteln*. Jeder der etwas Erfahrung
im Bereich produzierende Industrie oder Handwerk hat bzw. hier in
dem Bereich eine Ausbildung, weiß dass eine Bedarfsplanung
unabd…ingbar ist, wenn man NICHT auf unendlich verfügbare
Ressourcen zugreifen kann. Das sollte eigentlich schon seit
Jahrzehnten in den Köpfen der Feuerwehren angekommen sein, da auch
die Kameraden seit Jahren NICHT mehr unendlich unabdingbar bzw.
einer Feuerwehr zur Verfügung stehen. Ein Alarmierungssystem mit
heuristischen Wahrscheinlichkeiten ist ohne eine permanente
(monatliche) Bedarfsplanung genau so zuverlässig, wie dass ich zwei
Samstage hintereinander einen 6er im Lotto habe. Da brauch man sich
zu keinem Zeitpunkt wundern warum und weshalb, wenn Väterchen
Zufall die Kameraden alarmiert, die gerade vereist oder im Beruf
gebunden sind und die anderen Kameraden vor dem TV oder im Bett
nicht.
Hi, irgendwie sind meine Absätze im ersten Kommentar
verschwunden Oo Jedenfalls scheint es tatsächlich nurnoch Probleme
bei der Feuerwehr zu geben!? Bin ich der einzige, der in einer
Feuerwehr ist, in der es keine großartigen Probleme gibt was
Tagesverfügbarkeit, Ausbildung und Ausstattung abgelangt? Eine
Bedarfsplanung und ein Feuerwehrbedarfsplan sind in meinen Augen
zwei unterschiedliche Dinge. Letzteres setzt Ziele praktisch
unverrückbar fest. Bei nichteinhaltung drohen im Falle der
Nichteinhaltung eine Klage, zumindest aber Ärger. Bei ersterem kann
ich mit einem guten und konstruktiven Verhältnis zu den
Verantwortlichen auch Kompromisse eingehen. Ihr tut immer so, als
würdet ihr von der Stadt grundsätzlich verarscht, ausgebeutet und
übers Ohr gehauen. Da werde ich wohl in Zukunft noch dankbarer
sein, dass das bei uns keinesfalls so ist.
Der Feuerwehrbedarsplan darf nicht von der eigenen
Feuerwehr erstellt werden, oder auch nur so getan werden. Hier gibt
es externe Gutachter, die dies machen. Denn: Das Hauptziel darf
nicht sein, die eigene Feuerwehr möglichst groß zu erhalten,
sondern muss lauten: Wie kann ich mit so wenig Steuermitteln wie
möglich, das gewünschte Schutzziel sicher erreichen. Das kann aber
nur funktionieren, wenn: 1. Nicht an jeder Milchkanne eine
Feuerwehr unterhalten wird 2. ich nicht 50 Aktive Wehrmänner für
ein TSF(-W) ausgebildet, versichert und ausgerüstet werden müssen
3. Das Feuerwehr-Wettrüsten ein sofortiges Ende hat (siehe z.B. LK
München) 4. Endlich konsequent die “nächste_Fahrzeug-Strategie”
umgesetzt wird. Vor allem über Gemeinde- und Kreisgrenzen hinweg.
5. Die Allmacht der örtlichen Feuerwehrkommandanten zugunsten der
KBIs/KBRs gebrochen wird 6. Ungeeignete Kameraden aus dem
Alarmdienst entbunden werden 7. Eine massive Typenreduktion bei den
Fahrzeugen umgesetzt wird 8. Lieber einen LZ mit 40 fähigen AGTs
als 10 TSF ohne AS 9. Feuerwehren ohne Atemschutz geschlossen
werden 10. Realisiert wird, dass die Feuerwehr keine
Sozialeinrichtung ist, die jeden Hampelmann und Schwachmaat
aufnehmen muss. Feuerwehren sind Dienstleister!!! 11. Wir alle
kritikfähiger werden 12. Wenn wir bereit sind, über die Schlachtung
jeder heiligen Kuh innerhalb der Feuerwehr bereit sind zu
diskutieren. Dies sind nur ein paar Punkte, die die Feuerwehren
umsetzen müssen, bevor wir uns über einen Bedarfsplan unterhalten.
Denn eines muss klar sein: in wenigen Jahren ist es vorbei mit
jedweder Aufrüstung der Feuerwehren. Denn das Geld wird immer
weniger.
Bei uns wurde der Brandschutzbedarfsplan gerade von einem
externen Berater neu überarbeitet. Bisher hat uns ein neuer
Brandschutzbedarfsplan immer nur Verbesserungen gebracht. So muss
das Gerätehaus in den nächsten Jahren erweitert werden, weil hinter
6 Toren mehr als ein Fahrzeug steht. Ausserdem muss ein Parkplatz
für die Einsatzkräfte ausgewiesen werden, momentan ist zwar ein
großer öffentlicher Parkplatz vorhanden, dieser ist aber oftmals
bereits voll. Was mir persönlich bei unserem Brandschutzbedarfsplan
fehlt ist die eine abstrakte Betrachtung welche Fahrzeugtypen mit
welchen Aufgaben vorhanden sein sollten. Zum Beispiel: 1 HLF, 1 LF
Wasserversorgung, 1 Logistikfahrzeug … Momentan hab ich bei den
Neubeschaffungen immer das Gefühl, dass neue Fahrzeuge immer etwas
mehr können sollen als die alten. Zum Beispiel TLF 16/25 wird
ersetzt durch LF 20/24 anstatt sich darüber Gedanken zu machen,
welche Aufgaben in Zukunft abgedeckt werden müssten und danach
einen Fahrzeugtyp auszusuchen.
@Alex
danke für Dein ausführliches Feedback.
Der Vorteil eines Feuerwehrbedarfsplanes ist, dass er nicht subjektiv sondern objektiv ist. Ihr habt ja schon mal gute Voraussetzungen, so dass der Plan gar nicht so große Veränderungen herbei führt, weil die Ausgangslage scheinbar ganz gut ist. So ein Plan sorgt einfach nur für transparenz und Nachvollziehbarkeit, für Euch als Feuerwehr und für die Gemeinde (als Chef). Die Aussagen “wir bekommen zeitnah unsere Fahrzeuge auch tagsüber besetzt” ist halt sehr dehnbar. Ist es eine Staffel in fünf Minuten oder eine Gruppe in 8 Minuten? Die Stadt muss schon sagen was sie möchte, dann kann ich als Feuerwehr auch darauf reagieren.
Zitat: “Bei einem offiziellen Plan müssten wir doch folgerichtig eine DL fordern oder öffentlich
sagen, dass eine Leute in der Stadt einfach Pech haben.”
Zuerst geht es mir beim Bedarfsplan um die Planung für die eigene Feuerwehr. Aber natürlich sollte auch die Gemeinde wissen was Sache ist, da sie dafür Verantwortlich ist. Wenn ich als Feuerwehr wissentlich verschweige, dass ich bestimmte Anforderungen nicht erfüllen kann, möchte ich nicht in der Haut des Wehrleiters stecken. Warum zieht er sich freiwilligen den Schuh an für den er gar nicht verantwortlich sein muss? Außerdem gehe ich davon aus, dass die Gemeinde dankbar ist wenn ich ihr nachvollziehbar Aufzeige wo es Probleme gibt und wie man sie lösen könnte. Genau dafür habe ich einen Feuerwehrkommandanten als Bürgermeister.
Schöne Grüße
Florian
@einMünchner
Die Frage ist für was und wen ist der Feuerwehrbedarfsplan. In erster Linie ist so ein Plan für die Feuerwehr selbst. Es ist das wichtigste Instrument um mir selbst vor Augen zu führen ob ich die vorgegebenen Ziele überhaupt erreiche, wie ich dagegen steuer wenn es nicht so ist und um grundsätzliche andere strategische Themen (Fahrzeugkonzept, etc.). Als Abfallprodukt kann die Gemeinde diesen Plan dann auch nutzen. Wenn sie dem aber misstraut, bzw. davon auszugehen ist, dass der Feuerwehrbedarfsplan gehübscht ist, muss man wie von Dir vorgeschlagen, einen externen Gutachter hinzuziehen. Ich gehe aber davon aus, dass viele Feuerwehren einen nachvollziehbaren und begründeten Plan aufstellen.
Zu den anderen von Dir aufgezählten Punkte sehe ich es teil, teils. Sicherlich wird aber einiges in den nächsten Jahrzehten automatisch bereinigt.
Beste Grüße
Florian
@Solgull
Ein schönes Beispiel, wie ein Feuerwehrbedarfsplan nicht nur böse, sondern auch ein Vorteil für die Feuerwehr sein kann. Daher noch mal zur Verdeutlichung. Ein Feuerwehrbedarfsplan macht erst mal nicht mehr und nicht weniger wie die Realität aufzuzeigen und Lösungsansätze darzustellen. Natürlich kann man jetzt unterschiedlicher Meinung sein, wie die Lösungen aussehen, aber an den nachvollziehbaren Zahlen wie Ausrückezeit oder Ausrückestärke kann man halt ncht viel rütteln, außer man bescheisst.
Schöne Grüße
Florian
Ein Feuerwehrbedarfsplan ist nicht rechtlich bindenden, wie
es so viele hier schrieben. Rechtlich bindend sind alleine die
Landesrechtlichen Vorgaben. Und natürlich kann ich den
Feuerwehrbedarsplan auch selber erstellen. Denn er wird nicht
einfach erstellt, wie man lustig ist, sondern nach festen Faktoren,
an denen ich als Feuerwehr nichts ändern kann.( Anfahrtszeit,
Risikofaktoren der Bebauung und Unternehmen, Einsatzzahlen und
Arten) Bei uns hat der Landkreis vor 3 Jahren angeordnet, das jede
Kommune einen erstellen soll. Letztes Jahr war dann Vorstellung in
den Ausschüssen. Was ist rausgekommen, es bleibt alles beim alten,
weil wir 1. gut aufgestellt sind und 2. den Tanker, den es noch
hätte geben sollen nach Plan, von den anderen Ortswehren in
ausreichendem Zeitraum entsendet werden kann.
hi,
@Jan: Schön, dass alles beim Alten geblieben ist. Das Geld für den Plan hättet ihr aber auch in bessere Ausrüstung/Ausbildung investieren können.
Naja, wir sehen es eben so, dass es momentan keine Gründe gibt, an der Strategie bei uns zu zweifeln und sowohl die Einsatzdaten als auch der enge Kontakt zu Stadt und Nachbarwehren bestätigt uns darin.
Was die Eintreffzeiten, Mannschaftsstärke und Hilfsfristen angeht, ist der BSBP sowieso nicht repräsentativ, da sich das nach Uhrzeit und Wochentag ändert. Behält man das im Blick, hat man wesentlich mehr gewonnen, wie mit so einem BSBP.
@Florian: 2 Gruppen in 5-8 min.
Ich möchte hier vielleicht nochmal festhalten: Wir verzichten bewusst solange wie möglich auf einen BSBP, da es bei uns nicht nur sehr gut läuft und wie glauben, dass das Geld anders besser aufgehoben ist. Außerdem werden gerade Zahlen wie Ausrückezeiten, Stärke, Eintreffzeiten und mehr von uns ständig im Auge behalten.
Nunja, ich könnte mir vorstellen, es gibt schon Probleme, wenn ein paar dutzend Häuser nicht in der Frist mit einer DL erreicht werden können und es bei einem Einsatz dann nicht reicht und das ein jahr vorher im Plan festgestellt wurde. Jedenfalls haben wir in diesen Bereichen praktisch keine Bebauung, die nicht mit der Schiebleiter abgedeckt werden könnte.
Ich denke, mit einem BSBP könnten wir nur verlieren (nicht nur die FW sondern auch die Bürger), dann ich denke, wir sind über das erforderliche Mindestmaß ausgestattet. Im direkten vergleich der Mannschaftsstruktur mit einer etwas größeren FW mit BSBP, haben wir viel zu viele Maschinisten und GF, ja, wir düften ja nichtmal Zuschüsse für LKW-Führerscheine zahlen, weil wir so viele haben.. Und das mein ich jetzt ernst. Wir haben schon 2 mal im Monat Sonderübungen, weil in meinem Zug fast jeder 2. Maschinist ist und so jeder 1mal im Jahr nach Plan bei einer Übung Maschinist ist.
Die Stadt weiss das alles und ist bereit, für die Ausbildung und Ausrüstung über das Mindestmaß hinaus auch dafür zu zahlen.
Solange es beim Alten bleibt, fahren wir sicher sehr gut damit.
@einMünchner
Zu Deiner Forderung, dass “die Allmacht der örtlichen Feuerwehrkommandanten zugunsten der KBIs/KBRs gebrochen” werden soll:
DAS würde in einigen Regionen Bayerns wohl gut funktionieren, in anderen aber zu einer mittleren Katastrophe führen… Nicht immer entsprechen Fach- und Führungskompetenz unbedingt der Anzahl goldener (aber auch silberner) Streifen auf der Uniform.
Feuerwehr ist primär eine kommunale Aufgabe, und nicht die des Kreises. KBI/KBR haben aber auch heute schon die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Rechte und Pflichten entsprechend einzugreifen – nur tuen es scheinbar nur sehr wenige.
Insofern müsste deine Forderung, ungeeignete Kameraden aus dem Alarmdienst zu entbinden, in gleicher Weise auf allen Ebenen des Feuerwehrwesens gelten.
@Alex:
Hast du schon mal die Auswertung über die Einsätze eines Brandschutzbedarfsplans gesehen?
Die Informationen die dort gegeben werden sind eine neutrale Beurteilung über die Qualität der Feuerwehr. Dort wird aufgelistet, welche Bereich zu wieviele Prozent mit welcher Stärke (und welcher Ausbildung der Mannschaft) erreicht wurden. Wenn ich als Feuerwehr gute Arbeit leiste steht das dort und falls nicht ist die Ursache ebenfalls in diesem Bericht enthalten.
Eine bessere Grundlage für jede Diskussion mit der Stadt kann ich nicht bekommen. Solange das Verhältnis mit der Stadt gut ist, bekomme ich (zumindest hier) auch Zusatzleistung wie zum Beispiel LKW-Führerscheine weiterhin. Denn die Feuerwehr hat bisher gute Arbeit geleistet und die Motivation der Einsatzkräfte soll ja nicht sinken…
@Tom: Selbstverständlich gilt das was ich meine, für ALLE
@Alex,
was machst du denn, wenn ihr jetzt noch ein paar Jahre den Bedarfsplan ignoriert und dann igendwann der clevere Gutachter ermittelt das ihr personell um 20% überbesetz sowie 2 Fahrzeuge zuviel betreibt, diese aber in einer Nachbarwehr fehlen.
Dann sind die beiden Fahrzeuge weg, so schnell kannst du garnicht gucken und eure Nachbarn freuen sich über zwei neue Fahrzeuge. Die Kameraden die zu viel sind werden wohl nicht entlassen, aber es wird vermutlich für einige Zeit einen Aufnahmestop geben!
Dann wird sicherlich jemand sagen: Hätten wir uns mal vor 10 Jahren damit beschäftigt, dann hätten wir, anstatt der drei Ersatzbeschaffungen besser ein passendes Fahrzeug beschafft und unser Personal direkt angepasst so das am ende eine Überbesetzung von ca. 5% da wäre.
Dann hätte der Gutachter vermutlich garnicht gehandelt!
Nicht alle wollen euch was böses und Veränderungen sind auch nicht immer schlecht, nur weil es nicht mehr so wie früher ist!
Was mir zu dem ganzen Thema aufgefallen ist:
Kernstück ist ja immer auch die Schutzziel-Festlegung. Da folgen hinsichtlich der Hilfsfrist/Eintreffzeit ziemlich viele dem AGBF-Modell, wonach die Notrufaufnahme nach 3,5min beginnt und 1,5min dauert. Danach folgen 8 Minuten Eintreffzeit für 10 Funktionen und weitere 5 Minuten für die Ergänzungseinheit (Staffel). Erkundungs- und Entwicklungszeit sind 4 Minuten.
Baden-Württemberg rechnet aber anders: Entdeckungs- und Meldezeit 2min, Gesprächs- und Alarmierungszeit 2min, 10 Minuten für 9 Kräfte und weitere 5 Minuten für die Ergänzungseinheit (Staffel). Erkundungs- und Entwicklungszeit sind 3 Minuten.
Ich dachte immer, die AGBF-Schutzziel-Definiton wäre mittlerweile eine anerkannte Regel der Technik… Warum macht BaWü das anders? Gibts irgendwo eine Begründung für das Abweichen von der AGBF-Definition? Oder rechnet man sich da was schön?
Danke ud Gruss
Tom
Die Brandschutzbedarfsplanung zieht auch die nachbarlichen “Verbündeten” ein. Es geht also nicht nur um die eigene Feuerwehr, sondern in erster Linie geht es um den verantwortlichen Umgang mit Steuergeldern um einen wirtschaftlichen Brandschutz gewährleisten zu können.
Ich als Steuerzahler erwarte ein Umdenken bei den Feuerwehren/Feuerwehrlern:
Wirtschaftliche Effizienz und eine Ausstattung die wirklich für die Aufgaben nötig sind und nicht irgendwelche überzogenen Wünsche für die Millionen von Euros in den Wind geblasen werden, für Feuerwehren, die kaum mehr als fünf Einsätze im Jahr zusammenbringt.
Immer schön das Verhältnis wahren: Ein Dorf mit 2000 Einwohner braucht kaum (ausnahmen bestätigen die Regel) ein größeres Fahrzeug als ein TSF-W oder LF10 …
Ich finds tragisch, dass die Politiker noch immer nicht den “Schneid” haben, die Steuerverschwendungen bei Feuerwehren zu stoppen.
@lui
sag das mal den Freiwilligen Feuerwehren die die A4 im Raum Dresden bedienen.
Man wollte vor dem Hochwasser 2002 sämtliche Sirenen abschaffen im Erzgebirge, nur zu dumm das zum Hochwasser, diese das einzige Mittel war um sich zu verständigen. Danach war die Diskussion vom Tisch.
Aber woran willst du die Größe der Fahrzeuge fest machen. Einwohnerzahl denke ich kontraproduktiv. Du musst sehen wie die regionalen Gegebenheiten sind. Was brauche ich um den Brand zu löschen oder was brauche ich um jemand aus dem Fahrzeug zu schneiden. Welche Zeit habe ich um die betreffende Person zu retten. Es bringt nichts, wenn die große Kreisstadt die entsprechenden Fahrzeuge hat aber 20 km weg ist.
Steuerverschwendung ist für mich wenn Krankenkassen an der Börse spekulieren und sich sozial Einrichtungen mit Aktien brüsten.
In Argenbühl haben wir einen Bedarfsplan. Der ist mittlerweile 5 Jahre alt. In der ersten Fassung konnten wir zwei Abteilungen vor dem Untergang retten. Jetzt geht es darum, eine weitere Abteilung technisch zu stärken.
So ein Bedarfsplan ist keine schlechte Sache, denn es gibt auch Landstriche, in denen zu viel Feuerwehr vorhanden ist. Dann muss man drüber nachdenken, wer das noch bezahlen will. Meistens jedoch muss man mit einem Bedarfsplan die Gemeideräte auf den rechten Weg führen, denn Servise und Sicherheit will jeder, nur keiner will das bezahlen.
Feuerwehr wird sich niemals wirtschaftlich rechnen, es sei denn, man könnte Menschenleben in Euro erfassen….