Für Kräfte im Innenangriff sind die beiden letzten Punkte sehr gefährlich. Ich will jetzt aber nicht zum 100sten Mal Flash-Over und Backdraft erklären – wer sich damit nicht sicher ist, findet in diversen Fachbüchern Erklärungen dazu.
Die Brandausbreitung an sich ist gut vorstellbar, denn häufig arbeiten wir genau hier gegenan. Atemschutzgeräteträger sollten sich bewusst sein, dass sie auf dem Rückweg auf Feuer stoßen können, obwohl es beim Hinweg noch nicht da war – eigentlich logisch, deswegen haben wir im Innenangriff auch immer Wasser dabei. Sehr theoretische Fälle, die vielleicht eher Führungspersonal interessieren sind die Ausbreitung über aufgeheizte Stahlträger und durch Rohrleitungen in Industrieanlagen.
Kontaminationsverschleppung ist natürlich eher für den Gefahrguteinsatz aktuell, wer jedoch im Teil 2 beim Thema Brandrauch gut aufgepasst, dem fällt hier vielleicht noch ein sehr aktueller Punkt ein. Stellt euch vor, das Feuer ist aus und ihr seid auf dem Rückweg zur Wache. Der Angriffstrupp sitzt euch mit dreckigen Klamotten aus dem Innenangriff gegenüber. Wovor haben die Kameraden sich geschützt, wenn sie die Schadstoffe jetzt auf ihrer Jacke spazieren tragen?
Bedingt interessant, weil eher selten, ist das Auslaufen von gefährlichen Flüssigkeiten. Das können Gefahrgüter sein, aber am ehesten treffen wir wahrscheinlich auf Treibstoffe, die irgendwo herauslaufen oder –tropfen. Diese breiten sich in der Regel fließend auf Vertiefungen aus – also vielleicht mal hinschauen, wo die 800 Liter LKW-Diesel beim VU so hinlaufen könnten. Bei Kraftstoffen sollte bekannt sein, dass die Dämpfe sich unsichtbar ausbreiten und hochbrennbar sind. Wer hier unvorsichtig ist, kann böse überrascht werden, was verschiedene Amateurvideos deutlich zeigen (Beispiel siehe unten).
Das Beste kommt zum Schluss: Die Rauchausbreitung! „Mh … Rauch wie langweilig … das kenne ich doch schon.“ Aber Moment! Der hat es faustdick hinter den Ohren, denn bei der Gefahr von Ausbreitung spielt Brandrauch eine ganz große Rolle. Wenn auf einmal sichere Bereiche verqualmt sind ist das sehr gefährlich. Das beste Beispiel ist der rauchfreie Treppenraum, der solange sicher ist, bis die Feuerwehr kommt und die Tür zum Brandraum aufreißt. Selbst wenn schon alle Bewohner draußen sind richten wir damit einen riesigen Schaden an, ohne dass es nötig ist (jedenfalls wenn keine Personen mehr in der Brandwohnung sind). Ein Vorgehen durch das Fenster kann manchmal mehr Sinn machen, um nicht ganze Gebäudeteile durch Brandrauch zu kontaminieren. Vorgehende Trupps können in größeren Gebäuden auch gerne mal auf Brandschutztüren achten, denn die sollen meistens auch den Rauch aufhalten und zwar dort wo es Sinn macht. An dieser Stelle kann ich nur jedem, der es noch nicht gelesen hat, das Buch „Falsche Taktik – große Schäden“ von Markus Pulm empfehlen.
—————————————-
Ein großes Dankeschön an meine Korrekturleser. Namentlich: Thorsten Bellon (Lagedienstführer BF Hamburg) und Florian Fastner (Feuerwehrleben).