FEUERWEHRLEBEN

Hilfe, meine Feuerwehr Mannschaft ist so unmotiviert

Motivierte und engagierte Einsatzkräfte sind das A & O einer Freiwilligen Feuerwehr. Viele Führungskräfte setzen sich aber nicht mit dem Thema Motivation auseinander, was dazu führt, dass viele Kameraden ihr Engagement immer weiter reduzieren oder ganz aus der Feuerwehr austreten.

Engagierte und motivierte Feuerwehrleute sind das Rückgrat jeder Feuerwehr

Es war einmal vor langer Zeit, im schönen Feuerwehrdeutschland, da fragte man die Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr, warum es Menschen gibt die sich ehrenamtlich als Brandschützer engagieren. Und als Antwort hörte man wahrlich ehrenhaft Antworten. So ist es der Dienst am Nächsten, die Kameradschaft oder die Technikbegeisterung. Fragt man im Jahre 2010 Feuerwehrführungskräfte und erhält dieselbe Antwort, muss man schon stark grübeln ob derjenige wirklich noch dran glaubt oder sich überhaupt jemals mit den Interessen seiner Mannschaft auseinander gesetzt hat. Denn auch wenn die zuvor genannten Gründe nette Schlagwörter für die Presse sind, die Realität ist es bei Weitem nicht.

Ich muss als Feuerwehrführungskraft also versuchen, dass ich die Ziele meiner Mannschaft auch erfülle. Die Frage ist nur, wie kann so etwas überhaupt machen? Da bietet sich im ersten Schritt ein anonymisierter Fragebogen an. Die Kameraden sollen einfach mal ihre drei Gründe aufschreiben warum sie bei der Feuerwehr sind. Da viele selbst an die Mär von der Nächstenliebe glauben, sollte man Ihnen davor erläutern was oftmals die wahre Motivation ist. Auf Basis dieser Befragung kann man dann die Interessen der Mannschaft in Gruppen zusammen fassen. Hier mal ein paar Beispiele was für Interessen das sein könnten:

Die Technikbegeisterten > Sie wollen auf Ihrem Gebiet Fachleute sein und möglichst viel mit Technik zu tun haben

Die Konzeptfreaks > Wollen nach Themen recherchieren, sich mit vielen Dingen auseinander setzen und ein tolles Konzept zu Papier bringen

Die Organisierer > Ob Grillfest oder Faschingsparty, der Organisierer möchte großes Veranstalten und dafür Anerkennung bekommen

Die Feuerwehrfreaks > Finden alles was mit Feuerwehr zu tun hat geil und lesen fleißig jegliche Fachzeitschriften um möglichst viel zu wissen

Die Gemütlichen > Ob Schafkopfrunde, Feierabendbier oder nettes beisammen sein, der Gemütliche kommt wenn es ums plaudern und Gemütlichkeit geht

und so weiter…

Hat man ein solche Auswertung ist man als Führungskraft schon mal einen riesen Schritt weiter. Denn nun kann man beginnen, die Ziele der einzelnen Interessensgruppen zu erfüllen und zwar so, dass auch noch die Ziele der Feuerwehr erreicht werden.

Die Mannschaft motivieren

Kennt die Führung der Feuerwehr die Bedürfnisse der Mannschaft?

Bis jetzt war das alles recht theoretisch, schauen wir uns das mal in der Praxis an. Ein schönes Beispiel das sicherlich jeder kennt, man hat eine Vorführung bei der Einweihung des neuen Baumarktes am Sonntagvormittag. Die klassische Frage: „Wir haben da nächsten Sonntag so eine Veranstaltung, ich brauche da eine Gruppe wer hat Zeit?“. Nachdem sich keiner meldet, wird’s schon eine Spur härter. „Kommt Kameraden, jetzt sind wir 50 Leute und bekommen nicht mal die Gruppe zusammen, das ist schon ein schwaches Bild“. Und so geht’s dann weiter bis die Führungskraft entweder frustriert aufgibt oder sich die Mannschaft genötigt fühlt die Gruppe zu stellen. Viel mehr bringts doch, wenn ich meiner Mannschaft die Möglichkeit gebe die persönlichen Ziele zu erreichen und nebenbei auch die erreiche, die ich als Führungskraft habe. So kann ich auf den Technikfreak zugehen und ihm anbieten, dass er sich den ganzen Tag mit dem neuen Fahrzeug als Maschinist beschäftigen und es fahren darf. Den Organisator spreche ich an, weil ich sein gutes Organisationstalent benötige und er, trotz der kurzen Zeit, versuchen muss noch alles hinzubekommen. Auf die Feuerwehrfreaks gehe ich zu in dem ich eine professionelle Gruppe brauche die vor kritischem Publikum eine perfekte Vorführung macht, und der Gemütlichkeitsfreak macht auch noch mit weil er mit den Kameraden eine Runde Karten spielen kann. Jetzt habe ich als Führungskraft den Spieß umgedreht. Die Mannschaft muss nicht mehr aus schlechtem Gewissen bei einer Vorführung dabei sein, sondern wenn sie mitmacht kann jeder auch das machen was ihm Spaß macht und motiviert. Wenn man auf diesem Wege die wahren Ziele der Mannschaft herauskitzelt wird die sonntägliche Vorführung nicht zur Belastung der Kameraden, sondern sie freuen sich dabei zu sein.

Die Mannschaft vergraulen

Besonders tagsüber beim Alarm sind engagierte Feuerwehrleute besonders wichtig

Richtig gefährlich wird’s für die Feuerwehr, wenn nicht nur die Ziele der Mannschaft unbekannt sind, sondern auch noch bewusst oder unbewusst dagegen gearbeitet wird. Wenn Konzeptfreaks tolle Vorschläge erstellen die nicht umgesetzt werden, wenn die Technikfreaks nie ein Fahrzeug bewegen dürfen und die Feuerwehrfreaks nicht anspruchsvoll ausgebildet werden. Macht man das eine längere Zeit, tritt bei den Kameraden Frustration ein. Ich kenne einige engagierte und gute Feuerwehrleute die aus diesem Grund keine Lust mehr hatten und ihr Engagement stark zurückgefahren haben.

Es ist also möglich, wenn nicht gar zwingend notwendig, die Ziele als Feuerwehr mit den Zielen jedes einzelnen in Einklang zu bringen. Nur Wehren die dies schaffen, werden auch langfristig, gute und motivierte Einsatzkräfte haben. Alle anderen Feuerwehren werden immer größere Probleme mit fehlenden Nachwuchs und demotivierten Kameraden haben, denn die Zeit der Nächstenliebe ist schon lange vorbei.

Wie schauts bei Euch aus, wird in der Feuerwehr eine Befragung der Mannschaft durchgeführt was die persönlichen Ziele sind und diese dann auch erfüllt?

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