HOT DAYS 2016 – praxisorientierter Erfahrungsaustausch
Zum zweiten Male hat das Ausbilderteam von I.F.R.T International Fire and Rescue Training zu den HOT DAYS nach Külsheim geladen. Ein Wochenende lang haben sechs amerikanische Ausbilder rund 120 Teilnehmern einen Einblick in die amerikanische Taktik der Brandbekämpfung gegeben.
Eine beschauliche Stadt in Baden-Württemberg, ein Ausbildungszentrum, sechs amerikanische Ausbilder, 120 hochmotivierte Teilnehmer und das Ziel: ein praxisorientierter Erfahrungsaustausch. So oder so ähnlich könnte man die die HOT DAYS 2016 beschreiben. Vom 23. bis 25. September war das Ausbildungszentrum von I.F.R.T zum zweiten Male Austragungsort dieses „Hands-On“ Trainings. Die Idee hinter dieser Veranstaltung ist ganz einfach: Der eigene Erfahrungsschatz soll erweitert werden und zeitgleich tut man dabei auch etwas Gutes, denn die Veranstaltung hat auch einen gemeinnützigen Hintergrund.
Schlägt man in den Englisch-Wörterbüchern „hands-on training“ nach, so wird dies mit „praxisorientierte Schulung“ übersetzt und genau das ist es auch, was die Teilnehmer erleben durften: Praxis. Dabei ist es weder das Ziel die amerikanische Taktik als die einzig wahre Taktik zu präsentieren noch soll deren Taktik vorgeführt werden, nach dem Motto „Die verrückten Amis“. Über den Tellerrand schauen, verstehen was andere machen und vor allem warum sie dies machen und für sich dann die hilfreichen Informationen aufnehmen und diese auf das eigene System übertragen, das ist die Basis solcher Veranstaltungen, das macht die HOT DAYS zu der Veranstaltung, die sie ist.
Ich möchte euch diesmal nicht in ellenlangen Texten darstellen, welche Inhalte vermittelt wurden. Viel mehr möchte ich es euch zeigen. In der Vorbereitung der HOT DAYS wurden alle Kursmodule von den Ausbildern ausgearbeitet und anschließend mehrfach eingeübt. Bei jedem Durchgang konnten so die Ausbilder gemeinschaftlich die Ausbildungsinhalte abstimmen, Feinheiten korrigieren und eine gemeinsame Trainingsphilosophie entwickeln. Dieser Prozess wurde in Videos festgehalten und genau diese Videos findet ihr nun im Folgenden.
Forcible Entry & Fire Attack
Ground Ladder Rescue
Vent, Enter, Search
Pump Can & Search Class
Tipp
Das Nutzen der Videoaufzeichnung in der Ausbildung ist ein mächtiges Werkzeug. Ausbilder können so ihre Trainingsinhalte entwickeln, festhalten und somit zur Qualitätssteigerung beziehungsweise Qualitätssicherung beitragen.
Das Aufzeichnen von Übungen kann genutzt werden um mit den Übenden anhand des Videos ihre Entscheidungen und Aktionen zu besprechen.
Der Gedanke: Eigener Trainingsstand
Los gelöst von den Trainingsinhalten ist mir eine Sache besonders in Erinnerung geblieben: Die Frage, wie wir unseren eigenen Ausbildungs- und Trainingsstand verbessern beziehungsweise festigen können.
Während des Moduls „Forcible Entry & Fire Attack“ hat Matt Fullerton einleitend erklärt, wie er sich für den Brandbekämpfungseinsatz ausrüstet. Auf der Anfahrt zieht er sich seine Schutzkleidung fertig an und rüstet sich dann im Weiteren mit dem Atemschutzgerät aus. Dazu gehört nicht das Anlegen des Atemanschlusses, da er die Philosophie vertritt solange wie möglich ohne umluftunabhängigen Atemschutz zu arbeiten, um den größtmöglichen Luftvorrat für die Situationen übrig zu haben, in denen er ihn wirklich braucht. Sein letzter Schritt ist das Anziehen der Handschuhe. Dabei hat er die Ruhe, die notwendig ist um die Handschuhe sorgfältig anzuziehen. Ab diesem Zeitpunkt behält er die Feuerschutzhandschuhe bis nach Ende des Einsatzes an. Jetzt werden sich viele die Frage stellen, wie er sich mit den dicken Handschuhen den Atemanschluss anlegt und diesen auch dicht bekommt.
Genau an dieser Stelle möchte ich ansetzen: Er sagte ganz selbstverständlich, dass er es für sich selbst so lange geübt habe, bis er dies sicher hinbekommen hat und dies immer mal wieder trainieren würde. Wir alle kennen die Standardübungsdienste die in der Regel mit einer Personenzahl von mindesten drei Einsatzkräften, basierend auf dem selbstständigen Trupp, beginnen. Aber es gibt auch die verschiedensten Dinge, die man als Feuerwehrmann ohne großen Aufwand alleine üben kann. Sei es das korrekte Anziehen der Schutzkleidung oder das Anlegen einer Bandschlinge zur Menschenrettung an einer Puppe unter Nullsicht. Das Einüben der gängigen Feuerwehrknoten oder aber das Anschlagen eines Spanngurtes. Das alles scheinen extrem triviale Aufgaben zu sein, aber wenn Stress und widrige Bedingungen hinzukommen gelingen auch diese Tätigkeiten mal nicht oder sie benötigen viel mehr Zeit. Würden wir nun solche Dinge auch einmal für uns abseits der regulären Übungsdienste trainieren, würden wir unseren persönlichen Einsatz sicherer gestalten. Darauf aufbauende Tätigkeiten könnten dann in der Gemeinschaft gezielter geübt werden und scheitern nicht an Kleinigkeiten.
Nehmt euch mal die Zeit und probiert das Selbsttraining einfach mal aus. Vielleicht ist dies eine weitere Möglichkeit in unserem Hobby oder Beruf voranzukommen. Teilt gerne mit uns euer Selbsttraining, eventuell ergeben sich ja Dinge, an die man noch nicht gedacht hat.
Über den Autor
Martin Bicking ist passionierter Feuerwehrmann. Mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr ein und ist seit 2006 in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn aktiv. Seminare und Veranstaltungen rund um das Thema Feuerwehr haben für Martin einen hohen Stellenwert. Durch feuerwehrleben.de möchte er den Erfahrungsaustausch unter Feuerwehrleuten fördern und ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Feuerwehrwissen zu erweitern
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