Mitbestimmung und Selbstverantwortung in der Jugendfeuerwehr. Dies sollten nicht nur leere Worte sein, sondern sind auch für die Feuerwehr wichtige Instrumente um eine spannende Jugendarbeit zu garantieren und die Kids zu verantwortungsvollen und engagierten Feuerwehrleute heranzuziehen.
Dieses Wochenende war ich bei der Jugendfeuerwehr im Odenwaldkreis zu Gast. Hier haben sich auch einige interessante Gespräche ergeben, die bei mir wieder einen großen Aha Effekt ausgelöst haben. Ich war vor knapp 20 Jahren selbst zwischen 14 und 16 Jahren in der Jugendfeuerwehr. Damals war 14 das Einstiegsalter für Kids in Bayern. Parallel war ich aber auch seit dem 12. Lebensjahr in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) in meinem Stadtteil. Nun habe ich mich mit Norbert, dem Kreisjugendwart in Odenwaldkreis, über Jugendliche und Mitbestimmung unterhalten und da ist es mir erst Mal wirklich bewusst geworden wie extrem unterschiedlich die Jugendarbeit in der Jugendfeuerwehr im Gegensatz zur KJG war.
Die Jugendfeuerwehrzeit war ähnlich wie die Feuerwehr, hierarchisch aufgebaut. Da gab es erfahrene Ausbilder die uns auf die Zeit als Feuerwehrmann vorbereitet haben. Die Haltung von uns Jugendfeuerwehrlern würde ich damals als passiv bezeichnen. Das heißt man ist zur Übung gegangen und hatte die Erwartungshaltung, dass man nun trainiert und ausgebildet wird. Inhaltlich war alles vorgegeben somit hat man einfach alles mitgemacht. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, meine Jugendzeit in der Feuerwehr war total schön und ich habe auch nichts vermisst. Was allerdings die persönliche Entwicklung angeht, so habe ich in der KJG viel mehr gelernt.
In der Katholischen Jungen Gemeinde war man, überspitzt formuliert, sich selbst überlassen. Natürlich gab es einen erwachsenen Jugendbetreuer von kirchlicher Seite der uns unterstützt hat, aber letztendlich haben wir unsere Freizeitgestaltung größtenteils selbst übernommen. Das heißt ob Gruppenstunden, Hütten oder Zeltlager mit der Zeit haben wir alles selbst organisiert.
Ein solches Konzept macht aus meiner Sicht auch bei einer Jugendfeuerwehr Sinn. Zwar müssen die Ausbilder schon etwas mehr ins Geschehen eingreifen weil zum einen die Gefahrenquellen höher sind und zum anderen, am Ende ja auch eine sinnvolle Ausbildung herauskommen muss. An sich bringt es aber auch für die Feuerwehr viel mehr, wenn man die Jugendlichen stark in die Selbstverantwortung nimmt
Aktive und engagierte Mitglieder für die Zukunft
Durch das breite Engagement der Jugendlichen baut man eine breite Basis, auf die man zukünftig auch in der Feuerwehr setzen kann. Wenn man als Jugendlicher selbst eine Zeltlager organisiert, Konzepte präsentieren muss oder andere Jugendliche in Gruppenstunden motiviert, dann bekommen die Jugendlichen sehr, sehr wertvolle Eigenschaften gelehrt die nicht nur in der Feuerwehr sondern auch im späteren Berufsleben wichtig sind. Eine ideale Voraussetzung um sich engagierte Feuerwehrmitglieder mit hoher Sozialkompetenz in die aktive Mannschaft zu holen.
Mehr Aktionen durch viele starke Schultern
Egal wie engagiert die Jugendwarte sind, es sind Menschen und die haben halt nur einen Kopf und zwei Hände. Um so mehr die Jugendlichen selbst organisieren, desto mehr interessante Aktionen kann man auch durchführen. Wenn die Jugendlichen selbst Unterrichte und Veranstaltungen vorbereiten, werden die Jugendwarte stark entlastet. Zudem stehen viel mehr Leute für Ideen und die anschließende Umsetzung zur Verfügung. In dem Gespräch mit Norbert hatte man das Gefühl, dass man mit einem Unternehmerchef spricht, nicht mit einem Kindergärtner. Das heißt, die Jugendliche werden auch gefordert selbst Ideen und Programme, zum Beispiel für das nächste Zeltlager zu entwickeln. Die Kids müssen sich selbst einig werden was sie haben möchten und wie sie es umsetzen und präsentieren dann die Ergebnisse den Jugendwarten.
Raus aus der Jugendfeuerwehr heißt nicht weg von der Jugend
Ein großes Manko bei der Jugendfeuerwehr wie ich es kenne, ist die Versetzung zu den Einsatzabteilungen. In der Regel ist man dann komplett aus der Jugend raus und hat mit der Jugendfeuerwehr auch nicht mehr viel zu tun. Wenn ich das mit meiner KJG Zeit vergleiche so waren wir bis Mitte zwanzig sehr stark in der Jugendarbeit engagiert. So hatten wir beispielsweise eine gewählte Pfarrgemeindeleitung und verschiedenen überregionale Ebenen darüber in denen wir uns engagiert haben. Unserer Erfahrung konnten wir dann direkt an die Jüngeren weitergeben, so dass irgendwann die komplette Jugendarbeit ein selbstlaufender Prozess war, der überhaupt keine Unterstützung mehr von außen benötigt hat. Selbst Finanzierungsangelegenheiten, Zuschüsse oder rechtliche Themen wurden von uns eigenständig bearbeitet. Man sollte daher schauen, dass die engagierten Jugendlichen auch nach der Versetzung trotzdem aktiv in der Jugendarbeit bleiben, bis junge Leute selbst diesen Job wieder übernehmen können.
Wenn ich nun schaue wie sich die damaligen Jugendlichen heute beruflich entwickelt haben, so war das damalige starke Engagement in der Jugendarbeit sicherlich ein wichtige Erfahrung die uns alle geprägt hat. Aus dem Grund bin ich überzeugt davon: Je mehr man Jugendliche schon in jungen Jahren in die Verantwortung nimmt, desto mehr engagieren sie sich auch in den Einsatzabteilungen und übernehmen Verantwortung.
Wie seht Ihr das, ist eine enge Vorgabe durch Erwachsene in der Jugendfeuerwehr notwendig oder sollten die Jugendlichen mehr selbst gestalten können?