Kopfüber im Fahrgeschäft eingeschlossen – was nun?

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Jahrmärkte ziehen in ganz Deutschland wöchentlich hunderttausende von Besuchern an. Für die Feuerwehr bedeutet dies aber auch ein zusätzliches Einsatzpotential mit Einsätzen die nicht immer einfach zu meinstern sind.

Ich bin ja ein großer Optimist aber als Feuerwehrmann macht man ja hin und wieder “was wäre wenn”-Spielchen um gewisse Einsatzszenarien zu durchdenken und sich eine Taktik zu überlegen. So auch letzte Woche als ich Sicherheitswache hatte. Mit einem Kollegen zusammen haben wir gegrübelt was man wohl am ehesten macht, wenn das Fahrgeschäft (siehe Bilder) Kopfüber in knapp 20 Meter höhe stehen bleibt. Wie bekommt man sicher die Leute raus? Ganz ehrlich, so auf Anhieb sind wir auf keine Lösung gekommen wo wir ein gutes Gefühl hatten.

Das größte Problem ist das Befreien der Leute aus den Sicherungssystemen. Ähnlich wie beim Einsatzbild “PKW überschlagen” besteht die Gefahr, dass der Patient kopfüber herunterstürzt. Daher möchte ich die Frage gerne mal in die Runde weitergeben. Was würdet Ihr als ersteintreffender Gruppenfüher/Einsatzleiter veranlassen? Ich habe das Fahrgeschäft mal ausführlich fotografiert um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Einsatzmeldung: Mehrere Personen in großer Höhe in Fahrgeschäft eingeschlossen.

Einsatzmittel: HLF 20/16, DLK 23/12, LF 16 (zusätzlich alarmiert: Höhensicherungsgruppe (vor Ort), Höhenrettung (Anfahrt ca. 45 Minuten), 2. DLK 23/12), 4 RTW, 1 NEF, 1 LNA, 1 ELRD

Kalte Lage: Samstag 23:35, kein Niederschlag, 10 Grad Außentemperatur, windstill

Lage bei Eintreffen: ca. 40 Personen in 20 Meter Höhe sind kopfüber im Fahrgeschäft, das laut Betreiber nicht mehr funktioniert. Die Fahrgäste sind seit knapp 10 Minuten in dieser Position und klagen über Kopfschmerzen und Übelkeit. Zudem klagen einige über Kälte. Vor dem Fahrgeschäft befinden sich besorgte Angehörige und knapp 200 Schaulustige.

Einsatzbilder

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Die Lage des Sinatzobjekt. Auf der Rückseite befindet sich in ca. 10 Meter entfernen eine befahrbare Straße. Die Vorderseite ist geteert und dient während des Volksfestes als Besucherstraße.

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Die Gondel in der Kopfüberstellung in der 40 Fahrgäste platz finden.

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Nachaufnahme der Gondel. Jeder Fahrgast hat vor der Brust eine Fixierung die in den Sitz drückt. Die Seitengänge sind mit Schiebegittern gesichert.

Ich freu mich auf Eure Kommentare.

3 Kommentare zu Kopfüber im Fahrgeschäft eingeschlossen – was nun?

  1. Wie beim aktuellen Fall beim Deutsch-Amerikanischen Volksfest in Berlin (45 Minuten Ausfall) hoffen, dass der Betreiber das Fahrgeschäft zeitnah wieder lauffähig bekommt um in Ausgangsstellung zu fahren oder manuell in eine günstige Position zu ziehen und dass die Menschen darin fit sind und physisch mitmachen.

    Dieses Fahrgeschäft sieht schonmal grundlegend problematisch aus, durch den Gitterkäfig rundherum. Das wäre bei einer technischen Rettung oder medizinischen Versorgung das erste Problem. Wer weiss wie sich technische Arbeiten daran auch auf die Statik auswirken würden?

    Kenne mich mit der Technik leider nicht so gut aus aber ich bezweifle mal, dass sich Bügel einzeln ansteuern lassen. D.h. alle zu oder alle auf.

    Würde hier jemand (davon ausgehend dass kein medizinischer Notfall vorliegt) mit einer technischen Rettung beginnen?

  2. Also ich würde wie Markus dazu tendieren Einsatzkräfte zu sammeln, den Betreiber evtl. beim “wieder fit bekommen” der Anlage unterstützen solange ich Leute mit technischem Sachverstand für sowas dabei hab aber auf gar keinen Fall versuchen da Leute rauszuholen.

    Einerseits der Käfig ist schonmal arg blöd, da man nicht mit DLK / GM dran kommt, Leute reinschicken geht auch gar nicht, wenn sich das Ding aus irgendeinem Grund löst fliegen die irgendwo in dem Käfig rum.

    Also wie gesagt: Genug Rettungskräfte bereitstellen, Bereich weiträumig abriegeln, damit wenn die Anlage wieder unten ist die Leute von den Sanis erstmal ohne Behinderung durch andere entgegen genommen werden können aber sonst bleibt wohl nur das zuschauen…

  3. Hallo Flo,

    erst mal danke für die coole Aufgabe.

    Nachdem ich genügend Zeit zum überlegen hatte, was ich ja im Einsatz nicht habe, hier mein kleiner Lösungsvorschlag:

    Ich würde den Platz weiträumig absperren lassen. Die DLK sollte sich parallel zum Fahrgeschäft aufstellen, und zwei Kameraden (am besten mit Rettungsdiensterfahrung) sollten die Lage bei den Personen erkunden. Dabei würde mein Augenmerk eher auf eine psychologische Betreuung liegen. Für den Fall, dass eine Person befreit werden muss, da Bewusstlos oder ähnliches würde ich die zweite DLK mit Werkzeug bereit halten. Gleichzeitig sollte der Betreiber des Fahrgschäfts mit einer Führungskraft die Steuerungstechnik untersuchen. In den meisten Fällen müsste ja (meiner Vorstellung nach) eine Art “Notbetrieb” vorhanden sein. Dieser sollte das Fahrgeschäft wieder in die Ausgangslage bringen.
    So,nun zum Probelm wenn jemand bewusstlos werden sollte: so wie das teil aussieht müssten wir hier mit einem Spreizer (Art des Antriebs frei) uns Zugang verschaffen und die Person retten! Problem: Ist eine gerettet wollen das andere sicherlich auch!
    Sollte der Notablass in der Steuerung nicht funktionieren muss hier zwingend zeitnah (30min.) eine Lösung gefunden werden.
    Ansonsten wird nichts anderes übrig bleiben als alle Passagiere langwierig mit technischem Gerät zu befreien. Und über Drehleitern zu retten. Sprungretter sollten intelligent platziert werden. Vielleicht sind noch andere Systeme defekt.
    Ich hoffe ich hab nix vergessen 🙂
    Viele Grüße
    clemens

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