Alle ein bis zwei Jahre jährt sich in vielen Feuerwehren wohl das gleiche Ritual. Eifrig wird nach Teilnehmern für das Leistungsabzeichen gesucht. Ich muss zugeben, auch wenn ich früher kein großer Fan davon war, hat sich meine Meinung in letzter Zeit geändert. Vor allem da die neuen Leistungsprüfungen auch um einiges praxisorientierter sind als das vor einigen Jahrre noch der Fall war.
Häufig wird ja auf das arme Leistungsabzeichen eingeprügelt: Es sei praxisfremd, viel zu einfach, etwas für Dorffeuerwehren oder nur für Anfänger. Besonders amüsant ist das, wenn dann besonders tolle Feuerwehrleute beim Leistungsabzeichen mitmachen und man dann mit hängen und würgen gerade so durchkommt. Denn gerade Feuerwehrler die ne große Lippe schwingen und scheinbar besonders wenig Training brauchen, sind dann die, die sich bei der Abnahme nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Scheint also, dass die Leistungsprüfung wohl doch nicht so einfach ist wie man vermeintlich denkt.
Keine Frage, es gibt genug Möglichkeiten die Zeit die fürs Leistungsabzeichen investiert wird, besser zu verwenden. Sei es mit dem drillmäßigen einstudieren der örtlichen Standardeinsatzregeln oder eine knackige Einsatzübung die alle zum Schwitzen bringt. Die Realität sieht aber oftmals anders aus: Übungen die kaum anstrengend sind, keine drillmäßige Ausbildung da die keinen Spaß macht und selten eine kritische Bewertung der Übung. Vor diesem Hintergrund ist doch ein mehrfaches Training, bei dem routinemäßig die Standardabläufe trainiert werden, gar nicht so schlecht. Und genau das geschieht in Form der Leistungsabzeichen. Da kann jede Feuerwehr, egal wie klein oder groß sie ist, die Standardmaßnahmen so einstudieren, dass sie sitzen. Und wenn ich mir so manchen Einsatz anschaue, wäre ich sogar froh, wenn man den Ablauf wie im Leistungsabzeichen durchführen würde. Denn ein Einsatz mit Bereitstellung, ne Atemschutzüberwachung, oder Wasserversorgung aufbauen, sind Dinge die nicht nur theoretisch in der Leistungsprüfung vorkommen, sondern auch in vielen realen Einsatzlagen.
Es gibt natürlich noch Möglichkeiten das Ganze zu verbessern, aber wenn eine Feuerwehr nach den Standards des Leistungsabzeichen drillmäßig den Aufbau übt, dann denke ich haben wir in der Fläche schon was gewonnen. Und die Betonung liegt hier auf dem Wort “Fläche”. Denn das Leistungsabzeichen ist ein Mindeststandard der von jeder Feuerwehr beherrscht werden sollte. Denn ich unterstelle, dass ohne dem Leistungsabzeichen nur wenige Feuerwehren die Zeit nutzen würden und eigene Zusatzübungen durchführen würden. Wenn man dann die Mannschaft mit schicken Orden motivieren kann, ist es doch schon Mal gar nicht so schlecht.
Wie kann man das Leistungsabzeichen verbessern?
Die Frage ist nun, was man besser machen könnte. Mir persönlich würde es gefallen, wenn man beim Leistungsabzeichen eines von mehreren Einsatzszenarien ziehen müsste, das dann von der Gruppe abgearbeitet wird. Das muss nicht schön ausschauen oder besonders choreografisch anspruchsvoll sein, letztendlich müssen die Einsatz- und Sicherheitsziele erreicht werden die in jedem Einsatz gefordert werden. Durch diese Einsatzszenarien hätte man den Vorteil, das sich die Einheiten nicht sklavisch an ein Vorgehen halten, das genauso so auch nicht häufig im Einsatz vorkommt, sondern, dass man Grundabläufe routinemäßig beherrscht, die man dann in verschiedene Einsatzszenarien anwenden kann. Das könnten z.B. folgende Szenarien sein:
- LKW Brand mit Schaumangriff
- Werkstattbrand mit Gasflasche
- Zimmerbrand mit Personenrettung
- Wohnungsbrand im 1. OG
Zudem könnte man überlegen, den Bewertungsbogen der Schiedsrichter anzupassen, denn wichtig ist aus meiner Sicht, dass Einsatzgrundsätze und Unfallverhütungsvorschriften eingehalten werden. Alles andere ist „nice to have“ und hat meines Erachtens keine Auswirkungen auf den Einsatzerfolg. Im Detail geht’s mir z.B. um folgende Punkte die bei Nichtbeachtung Strafpunkte geben:
- Türen und Fenster vom Mannschaftsraum nicht geschlossen
- Unnötiges Sprechen beim Aufbau
- Fahrzeug nicht in sauberem Zustand
- Überschreiten der Markierungslinien durch die Trupps, je Trupp
- Falsche Durchflussmenge beim Hohlstrahlrohr eingestellt (ca. 100 l/min)
Das sind alles Dinge die aus meiner Sicht keine Auswirkung auf den Einsatzerfolg haben, oder wo ich Unterstellen, dass der Tupp schon weiß was er tut. Warum sind nur ca. 100 l/min bei einem Hohlstrahlrohr richtig? Wenn ich den Auftrag habe das Feuer auszumachen (Kübel umzuspritzen), dann ist es doch die Entscheidung des Trupps mit wie viel Wasser er das macht. Wenn er es mit 40 l/min hinbekommt umso besser, dann ist der Wasserschaden geringer. Auch beim Angriffstrupp (Innenangriff) halte ich es nicht für richtig, die Durchflussmenge auf ungefährt 100l/min festzulegen und alles andere als falsch anzusehen.
Verwendet die Geräte die auch im Einsatz Standard sind
Eine Sache die man auch immer wieder sieht. Die Ausbildung zum Leistungsabzeichen wird mit Fahrzeugen durchgeführt die nicht der Erstangreifer sind, denn man möchte ja das Material schonen und das Fahrzeug für Einsätze bereithalten. Macht das Sinn? Wenn ich schon eine drillmäßige Ausbildung mache, dann doch bitte mit dem Fahrzeug, die in der Regel auch als erstes in den Einsatz geht. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Geräte. Es macht keinen Sinn mit Rollschläuchen und C-Strahlrohren zu trainieren, weils bequemer ist und im Einsatz sollen die Leute dann mit Hohlstrahlrohren und Schlauchtragekörbe hantieren.
Zum Schluss noch eine kleine Story, die zeigt, dass die Macher des Leistungsabzeichen auch schnell und unkompliziert auf Anmerkungen reagieren. Auf meine Frage warum das Nichttragen eines Helmes bei der Einsatzfahrt als Fehler bewertet wird, habe ich innerhalb von zwei Wochen eine Antwort bekommen und der Punkt wurde korrigiert. Kurz darauf war der Hinweis auch auf der Website der SFS Würzburg online (Häufig gestelle Fragen Nr. 12). Man sieht also, dass den Initiatoren ein Praxisbezug wirklich am Herzen liegt und nicht theoretische Fälle geschaffen werden, die im Einsatzfall nicht relevant oder sogar gefährlich sind. Umfangreiche Infos zum Leistungsabzeichen der Feuerwehren in Bayern gibts auf der Website der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg.
Wie ist Eure Meinung zum Leistungsabzeichen, ist es eine sinnvolle Ergänzung zu den regelmäßigen Übungen oder eine Zeitvergeudung mit praxisfremden Hofbalett?