Immer mehr Feuerwehren in Deutschland schaffen Wärmebildkameras (WBKs) an. Dabei werden die, zugegebenermaßen relativ teuren Geräte manchmal jedoch gar nicht so eingesetzt, wie dies eigentlich möglich wäre. Aus diesem Grund haben wir von Wärmebildkameras im Einsatz uns zu diesem Gastbeitrag auf feuerwehrleben.de entschlossen. Der Beitrag soll ein paar grundlegende Informationen zu Wärmebildkameras liefern und vielleicht zu einem etwas effektiveren Einsatz der Geräte beitragen.
Auf welchem Fahrzeug sollte die Wärmebildkamera mitgeführt werden?
Es macht am meisten Sinn, dass die Wärmebildkamera auf dem erstausrückenden Löschfahrzeug der jeweiligen Feuerwehr verlastet ist. Nur so kann gewährleitstet werden, dass die Wärmebildkamera schon von Beginn eines Einsatzes an zur Verfügung steht.
Durch wen sollte die Wärmebildkamera eingesetzt werden?
Die Wärmebildkamera sollte durch den Gruppenführer bereits bei der Lageerkundung mitgeführt werden. Es lassen sich damit folgende Punkte schnell beurteilen:
- Ermittlung der Brandausbreitung (Wie weit ist das Brandereignis fortgeschritten? Welche Räume oder Etagen sind betroffen?)
- Erkennen der Gefährdungen für Objekte durch Wärmestrahlung und Funkenflug
- Beurteilung der Gefährdung für vorgehenden Trupps durch Schäden am Gebäude
(Drohen Decken einzustürzen, besteht die Gefahr einer Durchzündung?)
Nach Abschluss der Erkundung kann die Wärmebildkamera an einen der Trupps übergeben werden.
Angriffstrupp oder Sicherungstrupp mit Wärmebildkamera ausstatten?
Sicherlich keine einfache Frage. Wenn nur eine Wärmebildkamera vorhanden ist, macht es keinen Sinn diese nur dem Angriffstrupp zur Verfügung zu stellen! Der Grund dafür ist relativ einfach – ein Sicherungstrupp sollte immer genauso gut, oder besser ausgestattet sein wie der vorgehende Angriffstrupp. Dies ist nicht mehr möglich, wenn der Angriffstrupp die einzige Wärmebildkamera mitführt. Im Falle eines Atemschutznotfalls wird es für den Sicherungstrupp so zum Beispiel deutlich schwerer, den mit WBK vorgehenden Trupp schnell zu erreichen, da davon ausgegangen werden kann, dass sich ein Trupp mit Wärmebildkamera schneller in einem Gebäude bewegt, als ein Trupp ohne WBK.
Wie geht man im Innenangriff mit der Wärmebildkamera vor?
Zunächst einmal lässt sich sagen, dass die Wärmebildkamera nur ein Hilfsmittel sein kann. Die WBK kann keine anderen Maßnahmen ersetzen! Eine Rückwegsicherung mittels Leine oder Schlauchleitung muss trotzdem erfolgen! Auch ist es weiterhin notwendig sich vorsichtig vorzuarbeiten und unter Nullsicht alles mit Händen und Füßen zu ertasten. Die Wärmebildkamera kann den Trupp dabei unterstützen sich besser zu orientieren und Gefahren frühzeitig zu erkennen. Dazu sollte die Wärmebildkamera aber nicht wie eine Brille dauerhaft „aufgesetzt“ werden. Dies führt zu einer verzerrten Wahrnehmung. Sinnvoller ist es regelmäßig kurze Blicke auf den Bildschirm der Wärmebildkamera zu werfen, um sich zu orientieren und dann weiter vor zu gehen.
Tür-Check
Bevor ein Raum betreten wird, lässt sich weiterhin der Tür-Check mit der Wärmebildkamera ergänzen. Dazu wird die Türe aus 1-2 m Entfernung mit der Wärmebildkamera auf heiße Stellen abgesucht. Diese lassen sich schon erkennen, obwohl sie mit der Hand noch nicht fühlbar sind. (Vor allem im oberen Bereich der Türe bei dem Vorhandensein einer heißen Rauchgasschicht)
Würfelblick
Zur schnellen Überprüfung eines Raumes auf mögliche Gefahren hat sich in unseren Versuchen die Taktik des „Würfelblicks“ bewährt. Beim Würfelblick werden auf jede Wand im Raum mit der Wärmebildkamera kurze Blicke „geworfen“.
Es hat sich dabei die folgende Reihenfolge als besonders nützlich erwiesen:
- Decke (Überprüfen auf Einsturzgefahr, erkennen von heißen Rauchgasen und Gefahren durch herabhängende Stromleitungen)
- Fußboden (Gefahr des Durchbruchs)
- Wand rechts
- Wand gegenüber
- Wand links (Erkennen von Gefahren durch Brand bzw. Brandausbreitung, Erkennen von Fluchtwegen und Möglichkeiten zur Ventilation)
- Wand durch die der Raum betreten wird (Rückwegsicherung)
Wichtig ist dabei, dass der Raum nicht vor Schritt 2 betreten wird. Am besten wird der Würfelblick durch einen Türspalt durchgeführt.
Bei der Personensuche sollte weiterhin darauf geachtet werden, dass zum Beispiel auch in Schränken auf die herkömmliche Art und Weise nach vermissten Personen gesucht wird. Die Wärmebildkamera kann nicht durch Hindernisse sehen, ein Blatt Papier reicht aus um die Wärmestrahlung abzuschirmen!
Die Wärmebildkamera, noch ein Gerät mehr was wir in den Innenangriff mitschleppen müssen?
Das stimmt natürlich, man kann jedoch mit einer einfachen Lösung dafür sorgen, dass die WBK immer am gleichen Platz bleibt und dort sofort gefunden wird, wenn man Sie benötigt.
Bei unseren Versuchen hat sich herausgestellt, dass der „Aufrollmechanismus“ dafür perfekt geeignet ist. Mit einem Karabiner wird der Aufrollmechanismus an der Feuerwehrkleidung befestigt. Das aufgerollte Stahlkabel sorgt dafür, dass genügend Bewegungsfreiraum vorhanden ist, um dem Truppmann auch mal den Bildschirm zu zeigen. Wenn die WBK losgelassen wird, rollt die gespannte Feder im Mechanismus das Kabel zuverlässig wieder auf und die WBK ist immer genau da wo sie hingehört. Stört also kaum noch…