An der Einsatzstelle musst Du als Einsatzleiterin oder Einsatzleiter der Feuerwehr eine Menge im Kopf haben. Damit Du nichts wichtiges vergisst, möchte ich Dir meine STRATEGIE-Regel vorstellen.
Nach der Anfangsphase eines Einsatzes war mir wichtig, systematisch bestimmte Punkte durchzugehen, um als Einsatzleiterin oder Einsatzleiter keine relevanten Themen zu vergessen. Ich habe mir daher die STRATEGIE-Regel überlegt, die mir als Eselsbrücke auch in stressigen Situationen hilft. Die STRATEGIE-Regel besteht aus neun Themen. Du musst die Reihenfolge übrigens nicht beachten, wichtig ist nur, dass Du Dir bei jedem Punkt überlegst, ob der im aktuellen Einsatz notwendig ist oder nicht.
S: Strategie
Los geht es mit dem Buchstaben S. Überlege Dir ein Ziel auf das Du hinarbeitest und kommuniziere das an alle untergeordneten Führungskräfte. Nur so ist sichergestellt, dass Du selbst weiß wo Du hin möchtest und auch die Abschnittsleiter*innen wissen was das übergeordnete Ziel ist. Es bringt nichts, wenn Du die Bewohner eines Gebäudes wieder in ihre Räumlichkeiten unterbringen möchtest, Deine Abschnittsleiterin aber wie ein Wilde alle Wohnungstüren einrammen lässt, weil sie schnellstmöglich alles kontrollieren möchte. Wenn sie weiß, dass die Wohnungen wieder nutzbar sein müssen, wird sie eine andere Taktik zur Türöffnung wählen.
T: Teambesprechung
Plane regelmäßige Lagebesprechungen mit der Du alle direkt untergeordneten Führungskräfte auf einen Stand bringst. Je nach Lage solltest Du dies alle 1 – 2 Stunden machen. Stelle kurz die aktuelle Lage vor und lasse dann jeden Abschnittsleiter eine kurze Lage aus seinem Bereich, die geplanten Maßnahmen und mögliche Probleme vorstellen. Aber auch außerhalb einer gemeinsamen Lagebesprechung ist es wichtig, dass Du Dich mit Deinen Abschnittsleiterinnen austauscht. Mach diese möglichst im direkten Gespräch und nicht über Funk.
R: Raumordnung
Gerade bei größeren Einsatzstellen ist es wichtig, dass Du die Einheiten richtig positionierst, um nicht Deine Einsatzstelle zuzubauen. Lege einen Bereitstellungsraum fest und überlege Dir bei Bedarf Aufstellflächen für Sonderfahrzeuge wie die Drehleiter oder den Feuerwehrkran. Stimme Dich auch mit der Polizei und dem Rettungsdienst ab und lege Schnittstellen fest. Dies kann die Patientenablage sein oder der Behandlungsplatz. Nutze dafür auch standardisierte Begriffe damit alle vom gleichen sprechen.
A: Ansprechpartner
Hole Dir rechtzeitig Unterstützung wenn Du sie benötigst. Neben der klassischen Fachberaterin oder Vertreter von anderen Behörden sind auch Betreiber oder Eigentümer eines Objekt wichtige Informationsquellen. Er kann Dir beispielsweise wertvolle Tipps zur Gebäudestruktur und dem Produktionsablauf geben. Außerdem kann er auch bestimmte Aufgaben übernehmen, wie Wohnungen sichern oder Bereiche sperren. Mache Dir hierzu frühzeitig Gedanken, da es auch etwas dauern kann, bis die Ansprechpartner vor Ort sind.
T: Taktikschritte
Wenn Du die Strategie festgelegt hast (siehe erster Buchstabe) ist es wichtig, dass Du Dir Gedanken machst, wie der Weg zu dieser Strategie ist. Bei den Taktikschritten machst Du Dir Gedanken was als nächstes notwendig ist. Dies ist besonders wichtig wenn die Abläufe einen Schritt nach dem anderen erfolgen, denn dadurch stellst Du sicher, dass der nächste Schritt schon vorbereitet ist und es kommt zu keinen Verzögerungen. Bei einem Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person sind das Dinge wie verschiedene Schritte zur Patientenbefreiung, die Übergabe an den Rettungsdienst und den Abtransport des Patienten. Bei den Taktikschritten sollte Du Dir immer auch einen Plan B oder C überlegen, falls Dein ursprünglicher geplanter Weg nicht funktioniert.
E: Einsatzführungsunterstützung
Je größer der Einsatz ist, desto mehr Unterstützung benötigst Du als Führungskraft. Ziehe Dir ab Zugführerebene einen Führungsgehilfen heran und mache Dir Gedanken, ob Du weiteres Personal oder auch Fahrzeuge wie den ELW 2 benötigst. Versuche auch von Anfang an in Abschnitten zu denken und definiere hierzu Abschnittsleiterinnen. Sobald der Einsatz aufwächst, kannst Du dann weitere Einheiten in die Abschnitte schieben ohne dass Du ein Chaos verursachst.
G: Grundlagen (rechtlich)
Wenn Du als Einsatzleiterin tätig bist musst Du auch immer wissen, auf welcher rechtlichen Grundlage Du gerade unterwegs bist. Überlege Dir daher im Verlauf das Einsatzes, ob Deine Tätigkeit noch eine Pflichtaufgabe oder eine freiwillige Aufgabe ist. Auch beim Thema Amtshilfe oder bei Eingriffen in die Rechte der Bürgerinnen und Bürger (Platzverweis, Heranziehung, etc.) ist es hilfreich, sich kurz Gedanken zur Rechtmäßigkeit zu machen, um auch eine entsprechende Begründung parat zu haben.
I: Informationsweitergabe
Überlege Dir bei diesem Buchstaben wen Du alles informieren musst. Das könne übergeordnete Führungsdienste sein, der Kommandant oder auch die politische Ebene. Denke auch an die Benachrichtigung der Medienvertreter oder der Bevölkerung. Außerdem solltest Du Dir bei diesem Punkt schon mal Gedanken zu Deinem Einsatzbericht machen und Dir notwendige Informationen notieren. So verhinderst Du, dass Du später am Schreibtisch sitzt und dann nicht mehr genau weißt, wieviel Strahlrohre, Atemschutzgeräte oder anderes Material im Einsatz waren.
E: Einsatzübergabe
Am Ende des Einsatzes geht es um die Übergabe der Einsatzstelle. Überlege Dir davor, wer der oder die Glückliche ist und notieren Dir wichtige Punkte die Du übergeben möchtest. Vor allem offene Maßnahmen, nicht beseitigte Gefahren oder Verbote sind wichtig. Dokumentiere dann auch über Funk und dem Einsatztagebuch wann Du wem die Einsatzstelle übergeben hast.
Kapitelübersicht
00:00 Einleitung
00:39 Vorstellung STRATEGIE-Regel
00:54 S: Strategie
01:51 T: Teambesprechung
02:44 R: Raumordnung
03:18 A: Ansprechpartner
04:04 T: Taktikschritte
05:23 E: Einsatzführungsunterstützung
06:33 G: Grundlagen (rechtlich)
06:55 I: Informationsweitergabe
07:28 E: Einsatzübergabe