Nun ist es amtlich, ab heute müssen bei realistischen Einsatzübungen in Bayern sogenannte FSÜ (Faltsignale Übung) für die Bevölkerung aufgestellt werden.
[feuerwehrleben: Es handelt sich hier natürlich um einen Aprilscherz] Über den Blog von Oliver wurde ich Ende letzten Jahres auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung aufmerksam. Eltern hatten sich über eine zu realistische Übung der Feuerwehr beschwert. Die Einsatzübung war so echt, dass Kinder beim Zuschauen weinen und sich übergeben mussten. Ich fand das ja schon mal ziemlich affig und habe mir nichts dabei gedacht. Überrascht war ich dann als ich über einen Feuerwehrnewsletter auf ein neues Gesetz in Bayern aufmerksam wurde das ab heute gilt. Demnach müssen bei realistischen Einsatzübungen sogenannte Faltsignale-Übung (FSÜ) aufgestellt werden.
Mich hat das ziemlich verwundert und daher habe ich mal bei einer großen bayerischen Behörde nachgefragt was es damit nun auf sich hat. Da mein Interviewpartner nicht namentlich genannt werden möchte bezeichne ich ihn als Herr Klaus:
Herr Klaus völlig überraschend wurde ein neues Gesetz für die bayerischen Feuerwehren bezüglich den FSÜ eingeführt, wie kommt das?
Wie Sie sicherlich aus der Presse erfahren haben kam es Ende letzten Jahres zu einem Vorfall in Oberbayern bei dem Kinder durch eine realistischen Einsatzübung der örtlichen Feuerwehr traumatisiert wurden. Die Eltern haben daraufhin den EvtKnFÜ (Eltern von traumatisierten Kindern nach Feuerwehr Übungen) Verein ins Leben gerufen und massiv auf Landesebene Druck auf die bayerische Regierung ausgeübt. Da auch Parteien aus der Opposition die Forderungen unterstützen, sahen wir uns gezwungen schnell zu handeln.
Welche Forderungen hatte der EvtKnFÜ?
Aus unserer Sicht hätten die Forderungen des EvtKnFÜ massiv die Übungsmöglichkeiten der bayerischen Feuerwehren eingeschränkt. So waren der Wunsch bei Übungen keine Atemschutzmasken mehr aufzuziehen, das Blaulicht auszuschalten und alle beteiligten Einsatzkräfte mit Westen auszustatten auf denen “Übung” steht. Dies war aus unserer Sicht aber nicht durchführbar, daraufhin haben wir einen aus unserer Sicht vertretbaren Gegenvorschlag gebracht.
Der da wäre?
Bei realistischen Einsatzübungen muss in jeder Himmelsrichtung 50 Meter vom Übungsobjekt ein Faltsignal aufgestellt werden mit dem Hinweis “Übung”.
Solche Faltsignale-Übung (FSÜ) gibt es doch gar nicht bei der Feuerwehr
Die ist richtig. Und wir wissen, dass es auch Kosten bei den Feuerwehren verursacht die FSÜ zu kaufen. Allerdings erscheint es uns immer noch günstiger wie für jeden Feuerwehrmann eine Weste für die Übung zu beschaffen.
Wie ist nun die Meinung des EvtKnFÜ?
Es waren zähe Verhandlungen aber letztendlich können nun beide Seiten mit dem Kompromiss leben.
Wie läuft es nun genau ab bei den realistischen Übungen?
Grundsätzlich wird eine realistische Übung anhand der folgenden Kriterien fest gemacht:
- Mindestens zwei Einsatzfahrzeuge beteiligt (unabhängig von der Organisation, also 1 LF und 1 RTW genügt schon)
- Anfahrt mit Sondersignal
- Verletztendarsteller oder Übungsrauch
Wenn diese drei Faktoren alle gegeben sind tritt die neue BayFwÜV (Bayerische Feuerwehr Übungsverordnung) in Kraft. D.h. es muss 50 Meter vom Übungsobjekt eine Faltsignal “Übung” (FSÜ) aufgestellt werden und zwar in jeder Himmelsrichtung. Somit sind für eine realistische Einsatzübung mindestens vier FSÜ notwendig.
Was sind die nächsten Schritte und welche Strafen gibt es bei Verstoß gegen die Vorschrift?
Da alles sehr schnell gehen musste konnten wir die BayFwÜV noch nicht veröffentlichen da sie in den letzten Zügen der Fertigstellung ist. Aus diesem Grund gibt es einen Übergangsfrist bis zum 28.04.2010 die es auch erlaubt ohne die offiziellen FSÜ eine realistische Übung abzuhalten wenn stattdessen ein Feuerwehrangehöriger positioniert wird mit einem selbstgemalten Schild “Übung”. Wird nach der Übergangsfrist eine Übung ohne FSÜ abgehalten können im Extremfall zukünftige Übungen außerhalb des Feuerwehrgeländes komplett verboten werden. Wir fordern daher die Feuerwehr eindringlich auf sich an die neue Verordnung zu halten. Am besten sollte man umgehend auf den Feuerwehrhändler seines Vertrauens zugehen und nach den Faltsignalen-Übung, kurz FSÜ, fragen.
Vielen Dank Herr Klaus für die interessanten Informationen
So da ist es also, das neue BayFwÜV. Ich bin mal gespannt wie schnell die bayerischen Feuerwehr darauf reagieren und vor allem ob es zu Lieferengpässen bei den FSÜ kommt. Wenn ja, wird bei der einen oder anderen Feuerwehr im Sommer statt praktischer Einsatzübung wohl Theorie auf dem Übungsplan stehen :-(.