Personenrettung über Leitern – wenns mal wieder länger dauert
Der Landesfeuerwehrverband Bayern hat ein Dokument bezüglich den Rettungshöhen von Feuerwehren veröffentlicht. Ein Satz über den Zeitaufwand bei Durchführung der Evakuierung aus Höhen hat mich doch wachgerüttelt.
Stellt Euch vor Ihr kommt zu einem Einsatz in einem Mehrfamilienhaus, das Gebäude ist stark verraucht, und i im 2. OG steht einen fünfköpfige Familie auf dem Balkon und schreit um Hilfe. Der Gruppenführer erkundet brav und gibt Euch den Befehl mit der Steckleiter die Personen zu retten. Eure Antwort ist “Kein Problem Chef, in 20 Minuten haben wir das erledigt”.
Was denkt Ihr nun wie der Gruppenführer reagiert
a) Er haut Euch um
b) Er bricht den Einsatz ab und fährt wieder ins Gerätehaus
c) Er kennt sich auch aus, und weiß dass es so lange dauert
Ich würde auf (a) tippen :-).
In dem Schreiben des LFV Bayern wird nämlich auch die Dauer für eine Personenrettung angegeben, die liegt pro Person bei 3 Minuten. Wenn man dann noch dazu rechnet, dass die tragbare Leiter vom Fahrzeug entnommen, an die Einsatzstelle getragen und aufgebaut werden muss, ist das schon ein erheblicher Zeitaufwand. Mir war der so bisher nicht bewußt und bei der Zahl musste ich schon ziemlich schlucken. Jetzt sind aber fünf Personen nicht wirklich viel. Um bei so dramatischen Einsatzlagen wie in Ludwigshafen mit zig eingeschlossenen Personen, kann sich jeder selbst ausrechen wie zeit- und personalaufwendig so eine Rettung ist.
An der Zeit für die Rettung können wir wohl nicht viel drehen, außer wir schicken die deutschen Bürger aller kollektiv ins Leitertraining um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Was wir aber machen können ist die Zeit in unsere Planung mit einzubeziehen und den Zeitraum bevor die Personenrettung beginnt zu verkürzen. Das heißt zum einen rechtzeitig nachalarmieren bzw. schon bei der Alarmierung selbst etwas großzügiger sein. Andererseits können das Abnehmen und Aufstellen von tragbaren Leitern üben.
Bei den LF 8 und LF 20/16 Wehren mach ich mir da keiner Sorgen, ich denke da eher an die “wir-machen-sowieso-alles-mit-Drehleiter” Feuerwehren die auch ein solche im Stall stehen haben. Klar, bei 80% der Einsätze klappt das auch wunderbar mit der DLK. Nur wenn ich mit dem Fahrzeug nicht mehr hinkomme oder so viele Personen zu retten habe, dass mir eine Drehleiter nicht reicht, wäre es schon gut wenn auf die Zeit zur Personenrettung nicht noch 10 Minuten zum Aufbau der Leiter kommen.
Und wie so etwas aussehen sieht man in meinem Artikel über die Schiebleiter- / Hakenleiter Konstruktion. Hier ging mir der Drehleiter gar nichts mehr und mann musste mit tragabren Leitern den Rettungswegs sicherstellen.
Oder letztes Jahr bei einem Brand in Neu-Ulm als auch mit den unterschiedlichsten Leitertypen Personen gerettet werden mussten.
Ach, und für alle Bayern. Der Landesfeuerwehrverband hat in dem veröffentlichten Dokument darauf hingewiesen, dass als zweiter Rettungsweg nur ein Hubrettungsgerät (z.B. DLK) und die Steckleiter dient. Die Schiebleiter wird bei der Planung aufgrund des Gewichts und des Personalaufwandes nicht mit einbezogen. Zum Schluss noch einen Lob an den Autor Jürgen Weiß, der sehr schön ableitet wie man zu der Entscheidung gekommen ist.
Kleinere Feuerwehren dürfen sich jetzt freuen, vielleicht gibts jetzt doch bald eine Drehleiter :-).
Habt Ihr selbst schon mal einen Einsatz gehabt wo ihr in einer akuten Situation mit tragbaren Leitern vorgehen musstet?
Servus Florian,
super Beitrag. Gerade wir als vollausgerüstete “wir machen eh alles mit der Drehleiter”-Wehr 😉 müssen immer wieder daran denken, dass es noch andere Rettungswege gibt.
Die Basics müssen aber immer sitzen, ob du jetzt 1 oder 8 Fahrzeuge hast. Das ist weniger ein GF-, sondern ein Mannschaftsthema. Je besser das Personal ausgebildet ist, desto besser klappt das mit den Leitern.
Grüße
Oliver
Nachtrag:
Gerade gestern abend Einsatzübung gehabt, Personen im ersten Obergeschoss. GF ordnet umgehend Personenrettung über Steckleitern an. Wie geil.
Drehleiter war zwar auch vor Ort, aber der Zeitvorteil ist defacto bei den Steckleiterteilen.
Wir haben die Drehleiter dann in Anleiterbereitschaft für die im Innenangriff befindlichen Trupps gebracht.
Grüße!
Hi Oliver,
ah super, wenn ihr sowas gleich in die Übung einbaut.
Mit dem Zeitvorteil hast auch recht, eine DLK ausrichten, abstützen und dann mit der Leiter zum Objekt fahren ist auch nicht immer das Schnellste. Kann man in Deinem Beispiel ja super sehen.
Danke für Deine Erfahrungen.
Schöne Grüße
Flo
Moin, also ich selber war an einem solchen Einsatz toi toi toi noch nicht beteiligt. Wir hatten aber Letztens eine Schöne Übung mit unserer Nachbarwehr, und ich sollte mit zwei Trupps von denen, alle relativ neu deren Schiebeleiter in Stellung bringen, Allein das Runterhohlen vom Auto dauerte ca. 5 minuten, denke aber wenn man Gut geübt ist und dicht ans Grundstück rann kommt geht das Recht schnell gerade mit Schiebe leiter, im Ernstfall denk ich ist das mit Geübten Personal in 5-7 minuten bei mindestens Drei Personen Machbar aber druff verlassen würde ich mich Natürlich nicht drauf verlassen, deshalb Leitern kann man nicht oft genug Üben in Praxis wie Theorie
cu an other time
on an other place
der bagalutenGregor
HFM und Löschknecht
LFV SH
STFV HL
Hallo Flo,
also ich denke ich muss erst mal meinen Standpunkt zu tragbaren Leitern im allgemeinen klarstellen.
Die tragbaren Leitern werden nie ihre wichtigkeit und universelle Einsetzbarkeit verlieren. Logisch, dass man für das Aufstellen einer Schiebeleiter viel Zeit und Personal braucht.
Als effektive Rettungsmittel kommen in meinen Augen nur Steck- Klapp und die gute Hackenleiter in betracht. Die Steckleiter ist auf den meisten Fahrzeugen verlastet und innerhalb kürzester Zeit aufgestellt.
Bei knappen Personalresourcen das ideale Mittel um Menschen zu retten oder sich einen Zugang zu verschaffen.
Ich hatte mal in Kempten einen Einsatz am Ostersonntag Morgen, da konnten wir mit tragbaren Leitern Personenrettungen durchführen.
Also für mich ist eine Mischung wichtig: Beide Leitertypen (Drehleiter und tragbare Leiter) müssen gleichgut beherrscht werden.