Schaumseminar Teil 3 – Ausbildung und Übung
Im dritten und letzten Teil über das Schaumseminar für Anwender, angeboten vom Schaummittelhersteller Dr.Sthamer, möchten wir die Ausbildung und Übung rund um den Schaumeinsatz betrachten.
Übung macht den Meister
Gemeldet ist ein LKW-Brand auf einer vielbefahrenen Bundesautobahn. Das erste Löschgruppenfahrzeug trifft an der Einsatzstelle ein und findet einen mit Benzin beladenen Tanklastzug vor, dessen Zugmaschine in Vollbrand steht. Die Türen gehen auf, die Einsatzkräfte steigen aus dem Fahrzeug und beginnen mit ihrer Arbeit. Der Maschinist geht an den Pumpenbedienstand, wo er eine betriebsbereite Pumpe vorfindet, da er diese schon vom Fahrersitz aus gestartet hat. Er drückt noch zwei Knöpfe und öffnet ein Ventil und das Löschfahrzeug ist bereit für den Schaumeinsatz. Zeitgleich hat der Atemschutztrupp den Schnellangriffsverteiler, Schlauchmaterial und ein Schwerschaumrohr entnommen und steht einsatzbereit vor der brennenden Zugmaschine. Jetzt ist der weitere Einsatz doch nur ein Kinderspiel, oder?
Zugegeben, dieses Szenario ist wohl mit eines der extremsten Einsatzszenarien, mit denen kommunale Feuerwehren in Kontakt treten können und zum Glück auch sehr selten. Die moderne Fahrzeug- und Gerätetechnik innerhalb der Feuerwehren suggeriert in vielen Fällen einen spielendleichten Umgang mit den Einsatzmitteln. Dieses „spielendleicht“ wird jedoch häufig auch mit einem kinderleichten Abarbeiten solcher Einsätze gleichgesetzt. Man verlässt sich auf die Technik und dann kann die Einsatzkraft nicht mehr viel falsch machen. Wie so oft bei der Feuerwehr kommt es aber eben doch auf die Einsatzkraft und deren Fähigkeiten an. Auch für den Schaumeinsatz sind gut ausgebildete und trainierte Einsatzkräfte von entscheidender Bedeutung um eine wirkungsvolle und nachhaltige Brandbekämpfung durchführen zu können.
Für die Schulung im Bereich der Brandbekämpfung mit Schaum bietet sich ein dreistufiges Ausbildungskonzept an, gegliedert in theoretische Ausbildung, taktische Ausbildung in kleinerem Maßstab und Einsatzübung.
Theoretische Ausbildung
Das Vermitteln von Grundlagen sollte immer als erstes geschehen, so auch bei der Schaumausbildung. Nun hört sich „theoretische Ausbildung“ wieder nach einem langweiligen Abend mit unzähligen Präsentationsfolien im Schulungsraum an, doch das muss nicht sein. In diesen theoretischen Veranstaltungen können die folgenden Themen vermittelt werden:
- Eigenschaften von Schaummittel
- Umgang mit Schaummitteln
- Löscheigenschaften der verschiedenen Schaumarten
- Einsatztaktische Grundlagen
- Einsatzbeispiele
Um den Lerneffekt zu steigern und um die Ausbildung attraktiver zu gestalten, können in kleinen Versuchen die Eigenschaften von Schaummitteln aufgezeigt werden. So lässt sich die Alkoholbeständigkeit von Schaummitteln zeigen, in dem man von Hand Schaum aus einem alkoholbeständigen und einem nicht alkoholbeständigen Schaummittel erzeugt und diese mit Alkohol in Berührung bringt. Die Netzfähigkeit von Wasser und Netzwasser kann gezeigt werden, in dem man diese auf ein Wattepad gibt.
Das Besprechen von Einsatzbeispielen kann auch einen enormen Lernerfolg mit sich bringen, insbesondere wenn diese durch die Nutzung von Fotos und Videos aufgearbeitet sind. Hier sollte das Augenmerk auf das korrekte Abarbeiten der Einsätze gelegt werden. Allerdings kann das Zeigen von Negativbeispielen auch einen Lerneffekt haben, besonders dann, wenn man in der Übungsstunde erarbeiten kann, warum nicht der gewünschte Erfolg eintrat.
Eine ebenfalls interessante Methode, ist die Bewertung des eigenen Schaumkonzeptes durch die Kameraden, nachdem die oben genannten Themen bearbeitet wurden. Dort könnten sich beispielsweise die Fragen ergeben, ob denn mit den vorgehaltenen Schaummitteln alle möglichen Brände bekämpft werden können oder ob das vorgehaltene Schaummittel ausreicht für ein bestimmtes Brandereignis. Als Synergieeffekt wird zudem das Schaumkonzept aus verschiedenen Sichten bewertet und mögliche Schwachstellen aufgezeigt.
Taktische Ausbildung in kleinem Maßstab
Das Trainieren von taktischen Maßnahmen kann sehr gut in einem kleineren Maßstab durchgeführt werden. Doch woher bekommt man die Schaumlöschtechnik des Löschgruppenfahrzeuges in Miniformat? Die Lösung ist die sogenannte Schaumbox: Diese Schaumbox enthält ein Pumpensystem mit dem eine handgemischte Schaummittellösung aus einem Behälter angesaugt werden kann. Des Weiteren sind verschiedene Schaumrohre für Schwer- und Mittelschaum, sowie ein Leichtschaumgenerator und ein Hohlstrahlrohr enthalten. Die Strahlrohre werden mit dünnen Schläuchen an das Pumpensystem angeschlossen und schon hat man ein Schaumlöschsystem im Miniformat.
Es gibt von einigen Herstellern unterschiedliche Varianten der Schaumbox. Unter dem folgenden Link findet ihr beispielsweise die Informationen zur Schaumbox von Dr.Sthamer.
Ergänzt wird ein solche Schaumbox durch eine oder mehrere unterschiedlich große Brandwannen und eventuellen Nachbauten eines Tanklastzuges oder eines Raffinerietanks. Mit diesen Versuchsaufbauten lassen sich nun die unterschiedlichsten Taktiken trainieren. Das direkte oder indirekte Aufbringen des Schaums kann geübt werden, ebenso wie der Einsatz von Schwerschaum und Mittelschaum. Dort lassen sich besonders gut die unterschiedlichen Wurfweiten erkennen. Aber auch das Fluten von Räumen, hier dargestellt durch eine geschlossene Kunststoffbox, mit Mittel- und Leichtschaum kann geübt werden.
Es gibt noch weitaus mehr Möglichkeiten die mit einer solchen Schaumbox trainiert werden können. Wir wollen an dieser Stelle den Vorteil zum Üben im originalen Maßstab zeigen, denn das Trainieren an einem echten Tanklastzug oder einem Raffinerietank wird wohl für den Großteil der deutschen Feuerwehren nicht möglich sein. Ein weiterer enormer Vorteil des „Üben in kleinem Maßstab“ ist die Möglichkeit der gezielten Entsorgung. Es entstehen beim Üben nur kleine Mengen kontaminiertes Wasser, dass sicher und gezielt der Entsorgung zugeführt werden kann.
Das Beschaffen und Vorhalten einer solchen Schaumbox wird häufig auf Ebene der Kreisfeuerwehrverbände oder an Landesfeuerwehrschulen durchgeführt. Dort können diese dann durch die Feuerwehren ausgeliehen werden.
Einsatzübung
Wie schon beschrieben lässt sich mit der Schaumbox das taktische Vorgehen sehr gut üben. Allerdings muss im realen Einsatz der Umgang mit den Geräten und Armaturen sicher gekonnt sein. Aus diesem Grund bieten sich Einsatzübungen an, bei denen zum einen die realen Abläufe geübt werden können und zum anderen das Schaumkonzept auf Schwachstellen hin getestet werden kann. Dort können insbesondere die logistischen und einsatztaktischen Abläufe getestet und trainiert werden.
Soll dann auch Schaum erzeugt werden, dann können spezielle Übungsschaummittel genutzt werden. Diese sind in vielen ihrer Eigenschaften gleich den Eigenschaften der richtigen Löschmittelzusätze, verfügen aber über spezielle Eigenschaften, die sie beispielsweise umweltverträglicher machen. Ein weiterer Vorteil ist der meist günstiger Preis in der Anschaffung, da Komponenten wie beispielsweise Frostschutzmittel eingespart werden.
Gerade bei den Einsatzübungen sollte auch vermehrt ein Augenmerk auf die Ausbildung der Maschinisten gelegt werden, da diese einen wichtigen Beitrag zum Erfolg eines Schaumeinsatzes leisten können. Auch sollten Szenarien wie die Schaumabgabe über eine Drehleiter oder das Fluten eines Raumes durchgespielt werden.
Schaumübungen und Umweltschutz
Wie im ersten Artikel über das Schaumseminar beschrieben, kann die Feuerwehr einiges tun, um die Umweltbelastung bei Schaumeinsätzen möglichst gering zu halten. Gleiches gilt auch für Übungen mit Löschschaum. Für das Üben mit Löschschaum gibt es mehrere Dokumente die eine rechtliche Grundlage schaffen:
- Ratgeber Fluorhaltige Schaummittel
- DWA Merkblatt M718
- WHG Wasserhaushaltsgesetz
- DWA Richtlinie zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen
Hält man sich an die Tipps aus unserem ersten Artikel und bezieht im Vorfeld die zuständigen Behörden und Wasserversorger mit ein, kann ein sicheres und nachhaltiges Üben mit Schaum erreicht werden. Dabei kann gerade der Wasserversorger, Betreiber des Abwassernetzes und der Kläranlagen, gezielt die Übungen unterstützen: Wichtig ist dabei die gezielte Einleitung des kontaminierten Wassers in das Abwassersystem. Häufig ist es sogar möglich, die Übung in einem Havariebecken der Kläranlage durchzuführen, das einen baulichen Schutz gegenüber der Umwelt und insbesondere dem Grundwasser darstellt. Des Weiteren hat der Wasserversorger dann die Möglichkeit das kontaminierte Löschwasser gezielt und portionsweise in die Abwasseraufbereitung einfließen zu lassen.
An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an das Team von Dr.Sthamer für das gelungene Schaumseminar für Anfänger.
Über den Autor
Martin Bicking ist passionierter Feuerwehrmann. Mit zehn Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr ein und ist seit 2006 in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Siershahn aktiv. Seminare und Veranstaltungen rund um das Thema Feuerwehr haben für Martin einen hohen Stellenwert. Durch feuerwehrleben.de möchte er den Erfahrungsaustausch unter Feuerwehrleuten fördern und ihnen die Möglichkeit bieten, ihr Feuerwehrwissen zu erweitern
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