FEUERWEHRLEBEN

Dekontamination von verletzten und gehfähigen Personen – wenns Anspruchsvoll wird

Gefahrgutlagen sind alles andere als ohne. Auch wenn sie erfreulicherweise zu den seltenen Einsatzereignissen gehören, wenn man doch mal die Ehre hat, sind sie sehr komplex. Das Ganze kann dann nur noch getoppt werden, wenn man Gefahrgutlagen mit Einsatzszenarien mixt, die schon für sich alleine die Einsatzkräfte zum Schwitzen bringt. Diesmal im Angebot: Ein Massenanfall von Verletzten (MANV) die zugleich kontaminiert sind.

Die Feuerwehr Essen und der ASB Bremen haben genau diese herausfordernde Lage auf der Akut in Bremen vorgestellt. Eins hat der aufgebaut Dekontaminationsplatz gezeigt: Ohne Konzept, Vorbereitung und spezielles Material geht es nicht. Wer so eine Lage spontan machen möchte, viel Spaß, allen Anderen empfehle ich, mal zu überlegen wie das in den eigenen Reihen ablaufen könnte. Das Land Nordrhein-Westfalen hat hier den Feuerwehren auch etwas unter die Arme gegriffen und für Städte und Landkreise den Abrollbehälter Verletzten Dekontamination (AB V-DEKON) beschafft. Mit dem Container kann man aber nicht nur liegende Patienten dekontaminieren sondern auch Personen die auf zwei Beinen daherkommen. Je nachdem ab der Platz in Zug- oder Verbandsstärke geführt wird können 25 bis 50 Personen pro Stunde dekontaminieren werden.



Wie sieht eine solche Dekontaminationsstelle nun aus??

1. Runter mit den Klamotten

Im ersten Schritt wird eine Anlaufstelle für die Kontaminierten Personen geschaffen. Auf der Akut haben das die Kollegen des ASB mit einem Zelt übernommen. Gehfähige Personen konnten sich in abgetrennten Bereichen komplett ausziehen. Das läuft so ab, dass sich die Personen auf einen großen Sack stellen oder auf einen kleinen Hocker setzen. Die Kleidungsstücke lassen sie einfach auf den Boden fallen und nachdem die nackten Personen den Umkleidebereich verlassen, können die Einsatzkräfte mit wenigen Handgriffen die Säcke mit den Kleidungsstücken übernehmen. Verletzte Personen werden mit dem Spineboard angeliefert und kommen auf ein Tragegestell auf dem der Patient samt Spineboard abgelegt wird. Dann beginnt auch hier die Entkleidung: Die Klamotten selbst wandern dann auch in Säcke die wieder direkt unter den Tragegestellen sind. Noch etwas Interessantes: Allein durch das Entkleidung kann man oftmals schon einen Großteil der Kontamination beseitigen.

2. Sichtung der Betroffenen

Als nächstes kommen dann beide Personengruppen zur Sichtung. Hier wird durch medizinisches Personal zum einen die Reihenfolge für die Dekontamination festgelegt, zum anderen können lebenserhaltende Erste Hilfe Maßnahmen durchgeführt werden. Letzteres natürlich sehr begrenzt, da sämtliche Einsatzkräfte in diesem Bereich Schutzanzüge mit Handschuhen und Filtergeräte tragen. Die Arbeiten am Patienten ist daher sehr schwierig ist.

3. Reinigung der Dekontaminierten

Nach der Sichtung dürfen die Gehfähigen zum Abrollbehälter mit den eingebauten Duschen. Dieser ist direkt am Zelt angebaut um kurze Wege und einen bestmöglichsten Witterungs- und Sichtschutz zu gewährleisten. Unter Anweisung dürfen sich hier die Leute abbrausen. Anschließend geht’s dann aus dem Container raus und im Sauberbereich kann die Ersatzkleidung angelegt werden. Ähnlich läufts auch mit den liegenden Personen allerdings ist es hier natürlich etwas aufwändiger. Um die Arbeit möglichst kräftesparend durchzuführen, werden Rolltische eingesetzt auf denen die Patienten mit Spineboard durch den Container geschoben werden. Das Duschen erfolgt liegend im Container durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr.

4. Betreuung und Verletztenversorgung

Nachdem die Betroffenen dann im Sauberbereich angekommen sind werden sie entweder betreut oder entsprechend ihren Verletzungen versorgt bzw. ins abtransportiert.

An und für sich ist der Ablauf gut machbar, wenn man weiß wie es geht. Wenn Ihr in Euren Reihen für den Bereich Gefahrgut zuständig seid solltet Ihr mal überlegen wie die Dekontamination mit Verletzten bei Euch laufen könnte. Hier macht es als Feuerwehr natürlich Sinn auch die Rettungsdienste mit ins Boot zu holen. Gerade die Verletztenbetreuung und Sichtung im Schmutzigbereich muss von den Kollegen in weiß durchgeführt werden. Bei hauptamtlichen Feuerwehrkräfte kein Problem da die in der Regel als RS oder RA rumspringen, im ehrenamtlichen Bereich ist das aber eher die Ausnahme. Und da Rettungsdienstler kaum Übung im Umgang mit Masken und Schutzanzügen haben empfiehlt sich hier ein gemeinsames Training.

Wer sich im Detail für die Verletzten Dekontamination interessiert, hier gibt es die umfangreiche Dokumentation vom Land Nordrhein-Westfalen und hier das Verkaufsprospekt für den Abrollbehälter.

Wie sieht bei Euch aus, gibt es ein Konzept zur Dekontamination von Verletzten und wenn ja wie sieht es aus?


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